Unsere Kinder scheinen in der heutigen Zeit mit Spielsachen aus Kunststoff und Holz geradezu überhäuft zu werden. Für mich persönlich ist das keine grundlegend schlechte Entwicklung und doch fällt mir bei vielen Spielwaren bekannter Marken oft auf, dass diese nur eine sehr vorgegebene, eingeengte Spielweise erfordern und dieses „Fantasie freien Lauf lassen“ nur bedingt möglich ist. Zudem fällt es meinen Jungs schwer einen realistischen Wert einer Spielfigur oder eines Autos einschätzen zu können – das gelingt ihnen dann nur durch meine Hilfe, indem ich einen Vergleich ziehe. Bei Materialien sieht diese Werteinschätzung hingegen oft komplett anders aus und zu meiner Verwunderung wird eine Kastanie oder ein Zapfen häufig sogar als besonders wertvoll – ja sogar wertvoller als die Plastefigur oder das tolle Auto eingeschätzt.
Kinder wollen etwas lernen und erfahren…
Aus meiner tiefen Überzeugung heraus, dass Kinder durch ihr angeborenes Interesse bereit sind Dinge zu erforschen und zu versuchen, stelle ich meinen beiden Jungs regelmäßig Naturmaterialien in Verknüpfung mit verschiedenen „Projekten“ oder auch zum freien Spielen zu Verfügung. Ich beobachte dabei nicht nur, dass sie wesentlich mehr Phantasie einbringen, sondern auch, dass das Interesse für die Herkunft und die „Geschichte“ der Materialien wächst, Zusammenhänge gebildet werden und das alles zu einem „großen Ganzen“ verschwimmt.
Ich bin mir sicher, dass wir als Eltern viel dazu beitragen können, in welche Richtung sich ein Kind entwickelt und welche Bedeutung dabei Materialien einnehmen, die die Natur uns schenkt. Für uns Eltern mag vieles nur ein einfacher grauer Stein oder alter Ast sein, doch in den Augen der Kinder wachsen daraus kleine Schätze und Werkzeuge heran und irgendwie hat es für mich auch etwas Magisches, wenn man daran denkt, dass einst unsere Vorfahren ihr „täglich Brot“ mit den Materialien der Natur bestreiten mussten – ja, ich glaube ich kann das so schreiben, dass für mich dieser bewusste Einsatz von Naturmaterialien in gewisserweise etwas mit „die Natur schätzen lernen“ zu tun hat und ich merke auch, wie auch die Kids geradezu eine Ehrfurcht vor dem großen Kastanienbaum, vor dem kleinen Radieschen und dem Stein entwickeln.
Jahreszeitentisch
Eine sehr schöne Idee, die durch Waldorf und Montessori inspiriert ist, ist zum Beispiel für uns der Jahreszeitentisch. In der Wohnung war nie Platz dafür, doch jetzt im Haus richten wir ein Fensterbrett im Treppenaufgang immer jahreszeitentypisch her. Die Kids bestimmen dabei selbst, was dort alles „gezeigt und beherbergt“ wird. Im Moment finden sich hier also Kürbis, Kastanien, Moos, Zapfen, Steine, Walnüsse und auch ein paar passende Schleichtiere sowie Dekokürbisse aus Terracotta (mangels eigener Vielfalt an Zierkürbissen). Diese haben sie selbst ausgewählt, als wir thematisiert haben, welche Tiere man mit dem Herbst in Verbindung bringt.
Indem du mit dem Mauszeiger über die Punkte im nachfolgenden Bild fährst, erhälst du mehr Informationen zu den jeweiligen Gegenständen.
Wie so oft im Alltag, habe ich mich hier wieder etwas von Montessori inspirieren lassen und den Kindern ein Tablett mit den Schleichtieren, Moos, den Kürbissen und 2 Kastanien zur Verfügung gestellt. Die Kinder haben sich direkt dadurch animiert gefühlt und das Tablett bestückt und komplettiert, indem sie Kastanien, Walnüsse, Hagebutten, Blumen oder Steine und Stroh sammelten.
Da wir recht zeitig (Anfang September) mit dem „Sammeln“ für den Jahreszeitentisch angefangen haben, merkten die Kinder auch direkt, dass die Natur nicht sofort alles in Hülle und Fülle bereitstellt, sondern man mit jeder verstreichenden Woche neue Entdeckungen machen kann.
Natürlich wird hier mit den Figuren auch gerne gespielt, aber das darf es ja auch! Das Einzige, was uns noch fehlt, ist eine Jahreszeitenuhr, die wir aber die nächsten Tage zusammen basteln möchten.
Natur und nicht Natur
Ein weitere Idee, die ich für den Kleinen (2,5 Jahre) umgesetzt habe, ist das unterteilen von natürlichen Materialien und Materialien, die nicht zu den natürlichen Rohstoffen zählen.
Hierfür stelle ich ihm einen Korb mit verschiedenen Materialien zur Verfügung. Unter anderem befinden sich darin Kastanien, Zapfen, Steine, Murmeln, Autos, Muscheln usw. Er hat sich lange damit beschäftigt und die Materialien genau studiert. Wie so oft kommt mir da der Große zur Hilfe, der mit 5 natürlich schon wesentlich mehr versteht und direkt weiß, was gerade gefragt ist. Nach einmal beobachten, ist er förmlich das Licht aufgefangen und er sortiere wunderschön Natur und Nicht-Natur.
Auch interessant hier zu sehen, wie er von sich aus die Walnüsse der Größe nach sortiert.
Baumeister
Ich glaube dazu braucht man nicht viel zu erklären. Die unterschiedlichsten Steine geben die besten Türme 😉
Unsere Steine sind übrigens Fundstücke aus dem Kroatienurlaub und haben eine glatte und eine geriffelte Seite, weshalb sie perfekt aufeinander halten (so als kleiner Tipp am Rande, falls zufällig gerade jemand einen Kroatienurlaub im Visier hat)
Bilder mit Naturmaterialien basteln
Du brauchst dafür:
- Tonpapier
- Flüssigkleber
- Naturmaterialien, wie z.B. Sand, Erde, Stroh, Stöcke, Blätter
- ein Malbuch mit Motiven deiner Wahl oder du druckst dir ein Bild aus dem Internet
Diese Idee kam uns ganz spontan, denn im neuen Kindergarten gibt es die ganz tolle „Tradition“, dass bei Geburtstagen dem Geburtstagskind ein kleines Geschenk gemacht wird. Es sollte nichts Gekauftes sein, sondern etwas selbst erschaffenes… vom Lied, über Gedichte bis hin zu Bastelei ist also alles möglich und er liebt es einfach sich dann etwas Kreatives zu verwirklichen. Ich bin schon gespannt, wenn er im nächsten Jahr dann auch mit über 10 kleinen Werken oder Darbietungen beglückt wird.
Ich habe ihm also ein Tablett mit den oben aufgezählten Dingen bestückt und ihn gefragt, was H. mag (das Geburtstagskind). Er meinte Traktoren und Bauernhof und so kam uns dann gemeinsam die Idee echte Erde und Stroh zu verarbeiten.
Mit Flüssigkleber wird eine Grundlage geschaffen, damit die Erde hält. Zusätzlich hat er sich daran gemacht einen Traktor aus einem Malbuch auszuschneiden (eigentlich ist es eine Walze gewesen 😉 ) Noch wenn der Kleber feucht ist, wird die Erde darauf gestreut und anschließend Überflüssiges abgeschüttelt.
Mit noch etwas Stroh und dem Motiv erhält man direkt ein wunderschönes Bild. Dieses war nun ein Geschenk aber ich denke man kann so auch perfekt Kinderzimmerdeko entwerfen. Zudem fällt es den Kids leicht, da hier nicht supergenau gearbeitet werden muss.
Neben den hier gezeigten Spiel- und Bastelvorschlägen versuchen wir die Natur natürlich auch an vielen anderen Stellen zu thematisieren. Derzeit ist natürlich das Kastanien und Walnüsse sammeln hier ein großes Thema. Draußen wird auch das Laub zusammengebracht und neu gebaute Hochbeete aufgefüllt. Wenn du weitere Ideen suchst, dann kannst du gerne unseren Beitrag zum Spiele für Draußen anschauen.
Für die Kreativen haben wir zudem eine Anleitung für Herbstdeko aus Naturmaterialien gezeigt oder einen Kranz aus Hagebutten. Wem es nach echten Draußenprojekten ist, der kann sich unsere DIY-Matschküche oder den selbstgebauten Sandkasten einmal näher anschauen.
Spielen deine Kids auch mit Naturmaterialien? Versuchst du diese auch aktiv im Kinderzimmer einzusetzen?
Hier kannst du dir auch gerne unsere Tipps und Ideen zum Thema Montessori Zuhause für später merken.
Sabrina
Toller Bericht und die Unterlage / Teppich auf der Theo sitzt ist toll was ist das genau?
Viele Grüße
Stephanie
huhu, das ist eine Moosgummimatte von Amazon (Trackinglink): http://amzn.to/2haJWfQ
Sehr tolle Ideen. Ich werde sicherlich einige umsetzten. Mir ist aufgefallen, dass Du gerne Ausmalbilder verwendest. Aus kunstpädagogischer Sicht würde ich dir eher abraten. Da sie eine bestimmte Malweise vorgeben. Die Kinder müssen dann beim Malen keine eigenen Sinnzeichen entwickeln und kreativ werden… Das ist schade, da Kinder, wenn man ihnen z.B. einen schönen Herbststrauß vor die Nase steht wunderbar selbst mit Farben gestalten und sich eigene Umsetzungsmöglichkeiten überlegen. Ich kann dir zu dem Thema wärmstens das Buch „Warum das Huhn vier Beine hat“ empfehlen.
Huhu Ai, eigentlich ist es eine gute Mischung bei uns- ich werde in der nächsten Zeit Pauls selbstgemaltes Rezeptbuch mal zeigen. Ich weiß, dass Ausmalbilder gewisse Begrenzung bieten, aber dennoch möchten wir (vor allem die Kids) ungern darauf verzichten. Paul sucht sie mit mir bei Pinterest gerne aus und ich lebe immer nach dem Motto, dass man alles irgendwie „negativ“ bewerten kann, wenn an nur lange genug sucht. Wir persönlich können gut damit leben Ausmalbilder zu verwenden (neben eigener Kreativität und an der mangelt es hier wahrlich nicht 😀 ) Sabrina
Hallo liebes Mamahoch2 Team!
Unser Wirbelwind hat gerade ihren 2. Geburtstag gefeiert, aber schon im vergangenen Herbst sind wir auf Kastanienjagt gegangen. 😉 Zum einen macht das sammeln natürlich riesigen Spaß und sie lernt gleich wo die hübschen Dinger herkommen. Zum anderen sind sie in einer offenen Holzkaste das tollste Spielzeug der Welt. Anfangs hat sie regelrecht darin gebadet, später in kleinen Gefäßen sortiert, mit Löffel oder Zuckerzange durchs Zimmer balanciert, damit „gekocht“ oder sie einfach die Rutsche runterrollen lassen. Naturmateriellen sind wahnsinnig vielseitig und lassen so viel Raum für Fantasie. Ich bin manchmal erstaunt, auf was für Ideen sie kommt (z.B. eine „Straße“ auf den Boden legen mit Kastanien und dann die Autos da langfahren lassen). Ein Herbstspaziergang durch raschelnde Blätter macht auch sehr viel Spaß und wenn man dabei noch ein paar sammeln kann ist die Freude doppelt so groß.
Liebe Sabrina,
das ist eine wunderbare Idee mit Deinem Jahreszeitentisch! Wir leben ja ein wenig außerhalb und Wald und Felder fangen gleich am Haus an, daher sind auch meine beiden Kinder sehr viel zum spielen draußen. Aber wenn man diese Möglichkeit nicht hat, kann man so ganz wunderbar die Natur näher bringen. Dadurch lernen sie auch, zu welcher Jahreszeit man was gerade draußen findet. Wir können keinen Spaziergang machen, ohne Tannenzapfen, Äste oder ähnliches mit zu bringen und basteln dann auch sehr gerne damit. Falls Du mal vorbei schauen möchtest, ich sammle die Anleitungen auch gerade auf dem Blog http://elfenwinkel.blogspot.de . Vielen Dank auch für Deine Anregungen! Wir werden sicherlich einiges umsetzen.
Liebe Grüße, Birgit
Huhu Brigit, da gucke ich gleich mal – ja wir haben es auch so schön und das Feld vor und hinter dem Haus – man muss es mögen, aber gerade für Kinder ist es toll, wenn sich hier Hase und Fuchs gute Nacht wünschen – im Teeniealter werden sie es sicher verfluchen, dass das nächste Dorf 1 km weg ist 😀
Hallo ihr zwei,
also bei uns ist es so, auch geprägt durch die Kita, dass jeder Stein ein Edelstein ist. Somit haben wir regelmäßig ein ganzes Arsenal an Steinen zuhause. Natürlich auch neben jeder Größe von Stöckern.
Zudem kommt, dass wir im Herbst sehr gerne Kastanien und Eicheln sammeln und daraus Figuren oder wie dieses Jahr gewünscht eine Kette mit Armband und ganz viele Igel basteln.
Ansonsten haben wir jetzt nicht soo viele Naturmaterialien aus dem Herbst zuhause. Aber dafür fängt wieder die Bastelzeit (mit Pappe etc.) an 😉
Vielen Dank für Deinen Beitrag, den ich sehr mag und nur so unterschreiben kann. Leider fehlt mir manchmal die Lust und Inspiration und auch ein bissel der Platz, aber zumindest an diesem Wochenende werde ich mal mit meiner Kleinen schauen, was die Natur so zu bieten hat!
Liebe Grüße, Sophina
Guten Morgen ihr Lieben,
Ich selber habe leider absolut keine Inspiration die ich euch zurückgeben kann, dafür konnte ich aber dank euch wieder super tolle und neue Ideen sammeln. Mein Sohn wird zwar erst zwei, aber der Entdecker ist bereits aktiviert. So eine Fensterbank habe ich hier in der Wohnung leider auch nicht, aber ich denke ich werde mal schauen, dass sich ein kleiner Tisch oder sowas in der Art finden lässt. So viele schöne Materialien die man erst sammelt und dann dekoriert und frei erforschen kann. Super.
Die Plastefiguren halte ich persönlich auch eher kürzer, finde sie nicht unbedingt schlecht, aber Natur ist viel schöner.
Vielen lieben Dank 🙂