Ich glaube wir sind eine ganz normale Familie. Einmal wöchentlich machen wir unseren Großeinkauf für die Woche. Mit dabei ist immer ein Einkaufszettel und außerdem die Kids, sofern sie nicht das Wochenende bei Oma verbringen. In der Regel haben wir unsere 2-3 festen Geschäfte, die wir bevorzugen und auch wissen wo etwas steht und doch ist es trotz aller „Regelmäßigkeiten“ hin und wieder so, dass uns das Einkaufen mit Kindern stresst. Asche auf mein Haupt, aber es gibt wirklich wesentlich entspanntere Dinge, die man mit Kindern machen kann.

Worst case ist nämlich, dass 2 Kids, mit 2 Kindereinkaufswagen in 2 verschiedene Richtungen in viel zu schnellem Tempo laufen. Alternativ spielen sie Fangen oder machen ein Wettrennen durch die Regalreihen. Für uns als Eltern bedeutet das dann Stress und den Umstand, dass das Einkaufen keinen Spaß mehr macht oder wir nur ein Kind mit einem Elternteil losschicken möchten. Trotzdem ist es für uns wichtig, dass sie den Alltag miterleben und gestalten können und wir die Kinder nicht von solchen Aktivitäten ausgrenzen, nur weil es für uns Stress bedeutet.

Produktbild Einkaufen mit Kindern

feste Bedingungen schaffen

Mittlerweile haben wir das Thema Einkaufen ganz gut im Griff. Es liegt wohl wirklich daran, dass sie den Laden um die Ecke gut kennen und dort wissen, wo sich etwas befindet. Zudem meiden wir es Großeinkäufe in solchen riesen Supermärkten mit den Kindern zu tätigen, bei denen wir vornherein wissen, dass wir unter 2 h niemals dort rauskommen werden. Solche Einkäufe sind schon für uns Erwachsene eine totale Reizüberflutung, aber für Kinder wahrscheinlich noch viel, viel schlimmer und dann ist es auch verständlich, wenn nach 1 h Regale absuchen keine Energie mehr da ist und sie am liebsten nur noch getragen werden möchten.

Auch haben wir es zur Regel werden lassen, dass sich die Kinder selbst eine Sache beim Einkaufen aussuchen dürfen. Wir reden hier nicht vom Lego-Superset, sondern von einer Schokolade, einer speziellen Cornflakespackung oder einer Zeitung. Diese Motivation sorgt von Haus aus schon dazu, dass sie mit Freude den Einkauf antreten und vorab überlegen, was sie sich aussuchen wollen. Zudem gibt es ihnen wohl das Gefühl ebenso vollwertig zu sein und selbständig handeln zu dürfen. Im Gegensatz dazu steht jedoch, dass sie natürlich alles anschauen und erkunden dürfen, aber keine Lebensmittel und Co. im Wagen landen, die nicht vorab abgesprochen waren. Kompromisse und Verhandlungen sind natürlich auch während des Einkaufs möglich, aber wenn es „nein“ heißt, so ist dies zu akzeptieren.

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Vertrauen haben und Verantwortung übertragen…

Seit dem Tag, als wir beschlossen haben, dass wir die Kinder einfach mehr aktiv in den Einkauf einbeziehen, gibt es seltener Stressmomente. Natürlich kommt es auch jetzt noch vor, dass man hin und wieder frustriert oder genervt ist, aber im Nachhinein muss ich ganz oft feststellen, dass es an unserer eigenen mangelnden Geduld liegt. Ein gutes Beispiel war, als wir die Jungs Brötchen holen geschickt haben und die Auswahl sichtlich schwer fiel und wir vor dem Regal fast 10 min verbracht haben. Hier zeigte sich wunderbar der Unterschied: Kinder entdecken und ergründen und überlegen – wir nehmen das, was wir kennen und immer kaufen würden. Hätten wir klarer agiert, im Sinne von „Holt uns 3 von den doppelten Brötchen“, wäre es gar nicht so weit gekommen.

Es ist schön zu erkennen, wie motivierend es für sie ist, wenn wir klare Aufgaben verteilen: „Du holst bitte 1 Packung Nudeln und du kümmerst dich um 3 Tomaten.“ Neben der Tatsache, dass es sich für Kinder wie ein Spiel anfühlt, können sie dabei sogar eine Menge lernen: Anzahl / abzählen, unbekannte Lebensmittel, Farben üben, Herkunft unserer Lebensmittel, Zusammenhänge von Lebensmitteln, Reife und Verfall und nicht zuletzt eben den ganz normalen Alltag. Wir als Erwachsene müssen nur bereit sein ihnen Vertrauen zu schenken und ein wenig Verantwortung zu übertragen ohne permanent die Uhr im Nacken zu haben.

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Einkaufen aus Sicht der Eltern…

Der Sohn interessiert sich beispielsweise tierisch dafür, wie das mit dem Einkaufszettel funktioniert. Er findet es richtig spannend, dass ich mir zu Hause überlege, was fehlt und daraufhin in den Laden gehe mit meiner  zuvor verfassten Liste, um dort dann schließlich einen Punkt nach dem Anderen abzuhaken. Oft tönte es neben mir „schade, dass ich nicht lesen kann.“  Also wagten wir den Versuch: Ich „spielte echtes Einkaufen aus Erwachsenensicht“ mit den Kindern und orientierte mich dabei wie so oft an den Grundlagen von Montessori.

Seine Aufgabe war es dabei, zunächst mit mir zusammen den häuslichen Bestand zu prüfen. „Haben wir noch genug Obst da?“ „Nur 3 Äpfel.“ „Dann kaufen wir noch welches, was denkst du?“. „Ja, Banane und Birne und ich mag Blaubeeren.“ Während er den Bestand prüfte und aufzählte, saß ich parallel am Pc und notierte die Lebensmittel. Natürlich sind Worte bei einem Vorschüler nicht möglich, daher suchte ich Bilder aus dem Netz heraus. Damit es den Rahmen nicht sprengt, beschränkte ich mich jedoch auf vorerst maximal 20 Posten.

Ich druckte das Blatt aus und ergänzte die Anzahl. Mit seinen 5 Jahren erkennt er inzwischen die Zahlen 0-10 in Schriftform und hat daher keine Probleme diese dann in die richtige Menge umzusetzen. Sollte es Schwierigkeiten bereiten, bin ich ja da und kann ihm helfen.

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Und dann ging es los in den Supermarkt um die Ecke. Mit einem Einkaufswagen bewaffnet, machten sich die Jungs ans Werk und suchten die Dinge auf der Liste. Für sie war es total spannend selbständig einzukaufen und für mich war es beeindruckend zu sehen, wie sie es ohne große Hilfe schon umsetzen können. Das Gefühl, dass sie selbst „ausgesucht“ haben, bestärkt dann netterweise auch an der Kasse dazu die Waren mit aufs Band zu legen und anschließend wieder in den Wagen zu verstauen. Einzig beim Bezahlen muss ich natürlich noch ein wenig Hilfestellung leisten. In diesem Zusammenhang fällt mir dann auch immer wieder auf, dass wir wieder mehr bar bezahlen sollten, einfach um den Kindern den Umgang mit dem Geld vorzuleben. Bei mir sehen sie oft nur, wie ich eine Karte in ein Gerät stecke, 4 Zahlen eintippe und dann die Ware mitnehmen kann. Im Gegensatz dazu versucht man jedoch den bewussten Umgang mit Geld zu vermitteln – sehr gegensätzlich 😉

Einschränkungen – und wie man diese umgeht

Eine kleine Einschränkung gibt es, wenn man den Kindern das Einkaufen überträgt. Je nach Alter ist es natürlich noch nicht möglich, dass sie erkennen in welcher Preisklasse sich ein Produkt befindet und ob es nicht eine günstigere Alternative im Laden gibt. Auch fällt es ihnen schwerer zu erkennen, welche Lebensmittel aus unserer Sicht „besser “ sind, da beispielsweise künstliche Geschmacksverstärker nicht enthalten sind oder das Klopapier aus recycelten Papier hergestellt wurde. Hier muss man als Eltern ganz klar Abstriche machen oder sich überlegen, wie man möglichst genau erzielt, dass die Kinder das gewünschte Produkt auswählen. Eine Möglichkeit wäre es bspw. direkt aus der Zeitung Angebote auszuschneiden oder die Kaufwünsche möglichst präzise zu erläutern. Zudem ist es einfach so, dass Reden hilft. Wir kaufen z.b wenn dann (d. h. wenn wir von meinen Eltern gerade keine Eier haben) Eier aus Freilandhaltung. Hier ist der Ansatz perfekt den Kindern zu erklären, welche Packung wir suchen und warum wir genau diese nehmen.

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Der Einkaufszettel für Kinder ist auf jeden Fall mal eine tolle Aufgabe und Alternative. Ich gebe es zu, dass es vom Umfang her ein Projekt ist, dass man nicht in 2 Minuten abhakt und wir haben produktiv wirklich 2 h damit zugebracht die Liste vorzubereiten , aber es war für die Kinder eine tolle Erfahrung, die wir in unregelmäßigen Abständen gerne wiederholen.

<3 Sabrina