Wisst ihr, was mir so oft auffällt? Wir erwarten von unseren Kindern und auch den Kindern Anderer, dass sie sich in unangepassten Situation für ihr Fehlverhalten entschuldigen. In den meisten Fällen machen sie das ohne großes Tamtam und es gehört zu einer Selbstverständlichkeit – manchmal muss man sie nicht einmal dazu auffordern. Ich habe beobachtet, dass Kinder auch viel unkomplizierter damit umgehen. Sie verstehen sich blind, mitunter fällt nicht einmal das Wort „entschuldigung“, sondern eine sanfte Geste, ein Ärmchen streicheln, ein Drücken, ein kurzes an die Hand nehmen und in die Augen schauen und dann ist alles wieder gut.

Im Gegensatz dazu sehe ich mich und viele andere Mütter:
Mal ehrlich, wie oft sagen wir eigentlich Entschuldigung zu unserem Kind oder Partner oder sonst wem?
Wenn wir es auch tun, so ist es wahrscheinlich viel viel weniger, als es angebracht wäre. Woran das liegt, weiß ich nicht, aber ich gebe gerne den Medien und der Gesellschaft die Schuld. Vielleicht ist es noch diese altmodische Ansicht, dass Eltern stark und autoritär sein müssen und keinesfalls Fehler machen (dürfen)? Dabei ist es doch für die Entwicklung der Kleinen so wichtig, dass auch Eltern Fehler machen und dann – und das ist der Knackpunkt – auch dazu stehen und sich zu Fehlern bekennen. Wäre das nicht ein gutes „Learning-by-Doing“
Reflektiere ich mich selbst, so würden mir auf Anhieb sooooo viele Entschuldigungen einfallen:
Entschuldigung, dass ich manchmal genervt bin und überreagiere – es hat nichts mit dir zu tun und es ist ungerecht das an die auszulassen!
 
Entschuldigung, dass ich manchmal total abgelenkt bin. Es ist falsch, dass der Eindruck entsteht, dass Handy, Zeitung, PC und Co. mir wichtiger wären.
 
Entschuldigung, dass ich oft drängele – Die Welt ist oft so furchtbar stressig und man sitzt in diesem Zeitdruck-Karussell fest.
 
Entschuldigung, dass ich manchmal müde bin, weil die Nacht schlaflos war oder der Tag anstrengend – ich würde so gerne viel mehr Energie haben.
 
Entschuldigung, dass ich manchmal einfach schlecht gelaunt bin und das auch ausstrahle – es ist einfach nicht immer mein Tag.

Entschuldigung, dass ich so verdammt vergesslich bin und auch manchmal wichtige Sachen einfach untergehen.
 
Die Liste könnte fast jede Mama so oder so ähnlich weiterführen. Es ist total komisch, denn man weiß, dass man sich oft fehlverhält, doch in viele Fällen müssen es unsere Kinder einfach schlucken und so hinnehmen – ohne Erklärung. Macht aber der kleine Hans oder die kleine Inge einen Aufstand, wirft sich auf den Boden und schmeißt mit Spielzeug um sich, so erwarten wir, dass für dieses Fehlverhalten Reue gezeigt wird.
Der kleine Hans oder die kleine Inge würden aber niemals und da bin ich mir ganz sicher – niemals würden sie zu uns kommen und sagen: „Mama, entschuldige dich dafür, dass du heute so neben der Spur bist und mich andauernd grundlos schimpfst“.
Die Welt ist verrückt, denn hier zeigt sich einmal wieder deutlich, dass sich unsere Kinder oft erwachsener verhalten (müssen), als die eigenen Eltern es tun.
Ich bin ehrlich, ich finde ein Entschuldigung wichtig und animiere meine Kinder dazu ihr Fehlverhalten zu reflektieren, aber ich zwinge sie nicht „Entschuldigung zu sagen“. Ich habe es schon oft erlebt, dass Mütter ihre Kinder regelrecht anschreien „entschuldige dich jetzt!“, und selbst bringen sie dieses Wort kaum über die Lippen.

Noch vielmehr werde ich in Zukunft darauf achten, dass ich mich reflektiere und unangepasstes Verhalten entschuldige – ich bin aber schon seitdem der Große kommuniziert immer sehr achtsam, dass auch ich meine Fehler zugebe und diese entschuldige.

Wie seht ihr das? Hat sich entschuldigen eurer Meinung nach etwas mit Einknicken zu tun oder kommt euch das auch so überholt vor, wie mir?

Eure Sabrina