Kinder sind so unglaublich gute Nachahmer. Sie schauen zu, verinnerlichen und wenn man sich dann die Zeit nimmt, beobachtet man, wie sie oftmals ganz im Stillen versuchen unsere Tätigkeiten nachzustellen. So ging es uns vor einiger Zeit, als mein Mann anfing den Flur zu renovieren und oftmals Bohrer und Säge in der Hand hatte. Er stand in seiner Werkstatt und bohrte ein Loch in ein Holz, um es schließlich drinnen zu befestigen. Als er zurück kehrte, um ein weiteres Brett zurecht zu schneiden, kam er strahlend zurück und meinte: „Du wirst nicht glauben, was die Jungs gerade machen. Sie bohren gerade in der Werkstatt und sägen sich Teile zu.“
Als ich die Beiden da so klangheimlich erspähte, musste ich schmunzeln. Es war so niedlich und doch beeindruckend zugleich, wie sie mit den Materialien umgingen. Für uns stand an diesem Tag eines fest: Das unechte Plastewerkzeug soll gehen und gegen echtes Werkzeug eingetauscht werden und so sind inzwischen nicht nur Schnitzmesser, Werkzeugkoffer und echte Bohrer bei uns einzogen, sondern auch Laubsägen und allerlei Nägel, die die Kinder eigenständig nutzen dürfen. Und wie sie es nutzen! In diesem Beitrag möchte ich dich ein wenig mitnehmen und dir unsere Kinderwerkzeuge und den Umgang damit zeigen.
Bohrer, Akkuschrauber und Co. für Kinderhände
Die erste Hürde war es einen Bohrer bzw. Akkuschrauber zu finden, der von den Kindern eigenständig bedient werden kann, nicht zu schwer ist und nicht durch zu viele Funktionen überfordert. Fündig geworden bin ich schlussendlich bei Bosch, weil diese Minischrauber anbieten (oben verlinkt). Idealerweise gibt es dort ein Gerät, dass sich sowohl als Akkuschrauber wie auch als Bohrer verwenden lassen kann und direkt Bohraufsätze im Lieferung enthält.
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- Howa Werkbank (mit echtem Werkzeug): http://amzn.to/2yOBmbs *
- Opinel Schnitzmesser mit Buch: http://amzn.to/2yOUSV9 *
- Kinderarbeitshandschuhe: http://amzn.to/2yywn2E*
- Werkzeugset für Kinder: http://amzn.to/2wD8diH *
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Ich sollte auf meiner weiteren Suche nicht enttäuscht werden, denn wie ich feststellen musste, gibt es inzwischen fast jedes Werkzeug ebenso in Kindergröße. Für uns ist dieser Faktor wichtig, denn wir möchten damit sicherstellen, dass sie auch gut damit arbeiten können. Frust bleibt so im besten Falle gänzlich aus. Du kannst es dir sicher vorstellen, wie erleichternd es ist, wenn der Besenstiel genau die passende Größe hat und man sich weder bücken noch zu sehr strecken muss.
Welche Dinge wir für die Kids anschafften, entschieden wir häufig ganz spontan. Während sie draußen werkelten, bot sich für uns die Möglichkeit herauszufinden, was überhaupt benötigt wird und welche Interessen sie haben. So dauerte es nicht lange, bis ich den Großen (damals 5) häufig dabei erwischte, wie er mit einem Küchenmesser versuchte Rinde von Ästen zu schneiden. Als er zum Geburtstag das Schnitzmesser geschenkt bekam, war die Freude groß. Seitdem sitzt er häufig an der Werkbank und schnitzt vor sich hin. Das Schnitzmesser von Opinel (oben verlinkt) kann ich absolut empfehlen. Neben kleinen Holzmännlein und Steinschleudern fertigt er bspw. auch Besteck daraus oder Pfeile. Ich fühle mich oft an den Michel aus Lönneberga erinnert, wenn er da so vor der Werkbank auf dem Schemel sitzt und vertieft vor sich herschnitzt. Zusätzlich möchte ich gerne (wenn auch nicht auf dem Foto zu sehen) Schnittschutzhandschuhe* empfehlen. Spätestens nach dem ersten Schnitt wurden sie bei uns selbständig verlangt und gerne angezogen.
Ist das nicht gefährlich?
Wenn ich bei Instagram () oder auf anderen Plattformen darüber berichte, mit welchen Werkzeugen oder Geräten unsere Kinder umgehen dürfen, folgt hin und wieder ein kleiner Aufschrei alá „Aber das ist doch gefährlich.“ Nun ja, ich brauche nicht um den heißen Brei herumreden. Natürlich kann eine Säge gefährlich sein, wenn man sich damit schneidet, natürlich kann man sich mit dem Rasentrimmer verletzen und logisch, ist es möglich mit dem Hammer sich auf den Finger zu hauen. Es kann immer etwas passieren und dass nicht nur, wenn ich meinem Kind ein echtes Werkzeug in die Hand drücke. Wichtig ist doch vor allem, dass man seinen Kindern vertraut und ihnen Verantwortung überträgt, indem man zeigt und ggf. erläutert. Kinder sind sehr darauf bedacht zu gefallen und wollen alles richtig machen und genau diese Eigenschaft können wir uns zu Nutze machen, indem wir ihnen den Umgang mit Werkzeugen entsprechend vorleben und vermitteln. Wir haben „den Deal“, dass eine Einweisung in jedes Gerät erfolgt und es auch nur genutzt werden darf, wenn diese erfolgt ist. Zudem gibt es Gerätschaften, wie Rasenmäher, Heckenschere oder Taschenmesser, die nur nach vorherigen Fragen genutzt werden können. Für uns ist es die Sicherheit, dass wir ein Auge darauf haben können. Es ist eine Frage der Zeit (oder eher der Größe) bis wir den Kindern erlauben werden auch den Rasentraktor auf unserem Grundstück zu fahren.
Gewiss schützt das Erklären und Zeigen nicht vor der ein oder anderen Schnittverletzung, Schürfwunde oder einem blauen Fleck. Für mich ist die Herangehensweise aber eine vollkommen andere, als beispielsweise in der Situation, wenn mein Kind das Taschenmesser nicht haben darf, es dann aber heimlich im Stillen ohne mein Beisein ausprobiert und am Ende sich womöglich verletzt.
Projektideen mit Kindern
Ich finde nicht jedes Projekt für jedes Alter / jede Entwicklungsstufe geeignet. Einen 2 bis 3 Jährigen kann es schnell überfordern, wenn er alleine ein Vogelhaus bauen möchte. Ein 6 Jähriger ist ggf. damit überfordert Regale zu bauen. Daher hier eine kleine Liste an Projekten, die wir gut umsetzen konnten mit entsprechendem Alter dazu. Diese Auflistung stellt Richtwerte dar und ist keine absolut unverschiebbare Altersempfehlung. Mit der Hilfe von uns Eltern gelingen häufig auch größere Projekte, wenn wir nur einige Teilschritte an die Kinder übertragen, die sie schon gut schaffen können.
- ab 1,5 kehren, ölen, markieren mit Stift
- ab 2 Jahren Zaunslatten, Hölzer, Bretter streichen (wenn der Pinsel nicht so gut funktioniert, empfehle ich einen Schwamm)
- ab 2 Jahren erste Nägel einschlagen (leichter Hammer)
- ab 3 Jahren Bretter mit dem Fuchsschwanz zuschneiden, wenn diese im Schraubstock befestigt sind
- ab 3 Jahre Muttern auf Schrauben aufdrehen, Schraubenzieher benutzen
- ab 3 Jahren Umgang mit Heißklebepistole und Tacker
- ab 3 Jahren Überprüfen mit Wasserwaage, ob gerade oder ungerade
- ab 3 Jahren Umgang mit Heckenschere und Astschere
- ab 4 Jahre Schnitzen von einfachen Figuren und Formen
- ab 4 Jahre Löcher bohren und anschließendes Verschrauben von Hölzern
- ab 5 Jahre Vogelhaus bauen mit Anleitung und Unterstützung beim Abmessen
- ab 5 Jahren Abmessen mit Hilfe und Abstecken, Markieren von gemessenen Punkten
- ab 5 Jahren Arbeiten mit Zange, Rasentrimmer und Heckenschere
Arbeitskleidung
Wie auf einigen Fotos schon zu sehen, tragen unsere Kids Arbeitshosen und auch häufig Handschuhe beim Arbeiten. Wir lieben die Hosen von Engelbert Strauss und haben davon jeweils 2 Paar pro Kind. Ich habe den Eindruck, dass sie bei den Kids auch einen kleinen psychologischen Effekt haben. Es ist eben schön, wenn man aussieht, wie ein Arbeiter und die gleiche Hose wie der Papa trägt. Davon ab, kann ich sie aber auch so uneingeschränkt empfehlen. Wo gehobelt wird, fallen Späne und es wäre schade um die viele Kleidung, die am Ende des Tages Löcher und Flecken hat.
Wie handhabt ihr das? Dürfen eure Kids ebenso fleißig mit anpacken? Was dürfen sie machen und wie alt sind sie?
<3 Sabrina
Danke für Ihren Beitrag über die Werkzeuge für Kinder. Die Thematik ist für mich seit gewisser Zeit sehr relevant. Mit diesem Artikel habe ich einen perfekten Einstieg gefunden.
Hallo,
unser Sohn ist knapp 2 1/2 und hat seit einigen Wochen auch eigenes Werkzeug. Da ich viel selbst mache ist er immer mit Begeisterung dabei und mischt mit. Alles zu verbieten wäre Quatsch also soll er seine Erfahrungen selbst machen. Schön das ebenso gleichgesinnte Eltern gibt die es ebenso handhaben 🙂
P.S. Die Werkbank ist ne Super Idee, die schaue ich mir an um diese gegen die Spielzeug Werkbank aus Plastik auszutauschen.
Hallo Sabrina,
Unsere ist jetzt ein bisschen über 2 1/2 und ich finde es extrem wichtig, ihr den Umgang bspw. mit Messern, scheren, Schraubendreher, … zu erklären und sie auch werkeln zu lassen. Natürlich nicht alleine. Aber ich finde es wichtig, dass sie den Umgang frühzeitig lernt. Sie weiss dann einfach Bescheid, wie sie verschiedenes handeln kann und muss. Was hab ich davon wenn ich es ewig von ihr fernhalte und sie erwischt eines Tages durch Zufall eines dieser Geräte und weiß nicht damit umzugehen ? Da ist die Verletzungsgefahr viel viel höher … die Neugierde ist ja da. Sie sieht es ja auch täglich wie die erwachsenen damit werkeln … Also warum nicht ?
Ich finde es schön zu sehen, das nicht nur unsere Kinder mitwerkeln dürfen. Unsere Kinder sind jetzt 3,5 Jahre und 1,5 Jahre alt. Ja richtig, Eigentlich noch recht klein. Wir sind selber aber seit gut einem Jahr dabei unser Haus von Grund auf zu sanieren. Das heißt täglich liegt hier irgendwelches Werkzeug rum. Statt es den Kindern nur zu verbieten und alles weg zu legen wird das meiste erklärt und die Kinder dürfen mithelfen. Auch die 1,5 jährige. Und sie sind wirklich sehr vorsichtig. Klar dürfen sie nicht alles aber sie dürfen vieles. Der Große hat auch eine Arbeitshose von engelbert strauss und auch die Arbeitshandschuhe von dort.
Letztens hat er mir auch geholfen Gemüse für die Gemüsesuppe klein zu schnibbeln. Mit einem scharfen Kartoffelschäl messer. Okay. Er hat sich leicht in einen Finger geschnitten. Es war zum Glück nicht doll und tief, mehr ein Kratzer. Aber seit dem passt er noch besser auch beim schnibbeln.
Ich habe keine Ahnung, ob das ein pädagogischer Ansatz ist oder nicht, aber bei uns Leben die Kinder ganz normal mit und dürfen sich an fast allem ausprobieren.
Ich werde mir das Schnitzmesser mal angucken. Der Große hat Weihnachten Geburtstag. Ich kann mir gut vorstellen, dass das was zum 4ten Geburtstag wäre.
Ganz liebe Grüße,
Jenny
Toller Beitrag. Wie alt waren die kids als sie richtiges werkzeug bekamen?
Unser großer ist 3,5 wenn er den ixo bekommen soll.
Dazu soll er nen alten schrank bekommen wo er nach lust und liebe mal nägel reinschlagen oder schrauben reindrehen kann.
Er hilft schon beim rasen mähen (schiebt mit mama zusammen), oder hat auch uusammen mit mir mal ein brett gesägt. Ich mag dieses Plastikspielzeug nicht.
Er hat auch nen constŕuctor-baukasten daheim wo er schpn mal sich ausprobieren kann.
Mit ungefähr 3 haben wir angefangen….
Vielen Dank für diesen tollen Bericht! Manchmal dachte ich schon, wir sind Eltern von einem anderen Stern – den Blicken anderer Leute nach zu urteilen. Unser kleiner Mann ist jetzt 2,5 Jahre alt. Und wann immer Papa baut, ist das Kind begeistert dabei. Das ging schon mit etwa 1,5 Jahren los, als er eine Begeisterung fürs Bohren und Schrauben entdeckte. Bereits zu diesem Zeitpunkt ging unser kleiner Bosch Akkuschrauber in den Besitz des Kindes über. Natürlich hatten und haben wir bei jedem Schrauben die Hand mit drauf, da es ihn allein noch überfordert. Aber das Kind freut sich, dass es eigenes Werkzeug hat. Auch mit einem Stift markieren, Nägel einschlagen und streichen darf er. Außerdem hilft er mir gern mit der Gartenschere beim Rückschnitt von Pflanzen. Dünne Zweige darf er unter Anleitung auch allein schneiden. Wenn Papa im Garten sägt oder Rasen mäht, darf das Kind auch immer mit anfassen – und hinterher spielt er die Situation immer mit Stöckern o.ä. nach. So bekommt er von klein auf ein Gefühl für handwerkliche Dinge. Er weiß schon, dass man Arbeits- und Schutzkleidung tragen muss, dass manche Geräte laut sind und dass man sich mit einigen eben auch verletzen kann.
Und wie ihr schon sagt – mir ist es lieber, er ist „offiziell“ mit im Werkzeugkeller und wird eingebunden und eingewiesen. Denn sonst kommt irgendwann der Tag, an dem er die Säge heimlich und allein ausprobiert…