Es ist kein Geheimnis- ich bin Mädchen-Mama, und das sehr gern!
Schon während der Schwangerschaft haben 90% meines privaten Umfeldes getippt, dass es ein Mädchen wird. „Du bist so typisch Mädchen“… hab ich verdammt oft gehört. Und dabei würde ich mich selber gar nicht so bezeichnen. Bei den Worten -typisch Mädchen- kommen doch den Meisten direkt Glitzer, Pink, Barbie, lange Haare, Kleidchen und rosarote Blümchenwelt in den Sinn…. Ja, sind wir ehrlich, so ist es einfach! Und ich…. ich mochte es so gar nicht wenns glitzert, pink findet man überhaupt nicht in meinem Schrank. Ich habe lange Haare, okay , aber die sehen eher aus wie die von Ronja Räubertochter, werden hin und wieder durch ein reingewurschteltes Haargummi gezähmt- das ist dann Styling bei mir. Zugegeben- dafür ist mein Inneres sehr mädchenhaft. Ich bin sehr emotional, sehr kuschelig und weich. Aber das bin eben ich….!
Dann wird man also Mädchen Mama
Und nach und nach wächst man während der Schwangerschaft in diese Rolle. Ich fing an mir darüber Gedanken zu machen, was ich für Wünsche und Anforderungen an mich selbst stellte. Ich will jetzt gar nicht in die Tiefe gehen. Eins kann ich aber noch genau sagen: für mich stand fest- dieses Mädchen soll eine süße wilde Hummel werden. Kein verkitschtes Pinkes Püppchen. Barbie – niemals, Glitzer- oh bitte nein. Kleidchen und Röckchen sehr gern, aber bitte ohne Hello Kitty…. Bleibt mir fern mit Plastik-Spielzeug im Girli-Look, Elsa und Anna bekommen keinen Platz im Kinderzimmer. Ach war ich zu dieser Zeit naiv. Und wie sagt man so schön: Lotta sollte mehrfarbig erzogen werden. Mir kam es natürlich sehr gelegen, dass ich im Laufe ihres ersten Lebensjahres mit dem Nähen anfing. So war zumindest schon für süße Pumphosen in vielen Farben gesorgt. Lotta war frech-süß und frech-süß war einfach Lotta! Ich liebte sämtliche Motive an ihr – Bauernhoftiere, Äpfel, hin und wieder dezente Blümchen und auch mal rosa, aber bitte in Maßen. Wenn ich etwas für sie kaufte, schaute ich oft in den Jungenabteilungen und kaufte lieber die rot-blaue Jacke statt der rosa-pinken. Wenn sie mal ein Kleidchen trug, sah sie für mich aus wie verkleidet. Es passte nicht…. nicht für mich, nicht zu ihr. Auch im Kinderzimmer fand sich alles: eine Stoffpuppe, Autos und Laster, Puzzle mit Tieren, Musikinstrumente, Bücher aller Art- bloß nicht zu kitschig, viel mit Natur. Lego-Eisenbahn und Schleich Bauernhof. Lange ging das wirklich gut. Was ich ihr anzog, war ihr tatsächlich anfangs noch egal und beim Spielzeug gab sie sich natürlich zufrieden mit dem was da war- es war ja genug.
Und dann kam die Wende…
Sie kam also im Kindergarten mit vielen Dingen in Berührung, die sie von zu Hause nicht kannte. Sie wurde größer, bekam eine eigene Meinung, die sie nun deutlich äußerte und ich musste mit reifen und über meinen Schatten springen! Plötzlich liebte sie Anna und Elsa, wollte Pailletten-Oberteile, bitte keine schlabberigen Hosen anziehen. Die sind nämlich für Jungs… Leggings und Strumpfhosen mit Kleid oder Röckchen sind das non plus ultra. Pferde- oh Gott Pferde sind über Nacht in unser Leben getreten…. Ich war nie ein Pferde-Mädchen. Konnte mich nie großartig begeistern für diese Tiere. Klar, schön sind sie – aber für mich eben genauso wie Giraffen oder Waschbären. Hätte man mir vor 4 Jahren gesagt, dass sich mit einem Wimpernschlag so viel ändern kann, ich weiß gar nicht ob ich gelacht hätte oder geweint, ob ich zickig reagiert oder es belächelt hätte- aber es ist wie es ist….
Ich liebe plötzlich dieses Glitzerzeug
Plötzlich fand ich gefallen an diesen Mädchenkram- nicht an mir- aber an meiner Tochter umso mehr. Ich habe ihr eines dieser Pailetten-wisch-Oberteile bestellt und sie damit überrascht- ich war ihr Held. Dieses Glänzen in den Augen, dass war einfach toll. Ich kann euch nicht sagen wieviel Anna und Elsa es hier gibt und wir machen nun regelmäßig Filme- Abend, bitte mit Prinzessinen und Meerjungfrauen. Mit Papa natürlich auch und Popcorn und wir lieben es. Aktuell stehen Meerjungfrauen über allem- die gab es- gleich doppelkitschig- 2 mal als Barbie zu Weihnachten. Dazu ein rosa Prinzessinnenkleid. Diesen Moment hättest du erleben sollen, als sie das Päckchen aufriss… ich kann dir sagen- wir haben voll ins Schwarze – ähm Pinke – getroffen. Wir sind angekommen in dieser rosaroten Einhornglitzerwelt.
Wir lieben einfach wie sehr wir diesem Kind mit all diesem kitschigen Zeug Freude bereiten und sie zum Strahlen bringen. Wenn sie vor Glück ihre kleinen Ärmchen um uns schlingt und mit einem dicken Kuss danke sagt, dann hat plötzlich all der kitschige Glitzer seinen Sinn. Papa flechtet seinem Mädchen die Zöpfe. Mama macht hin und wieder ihrem Mädchen Nagellack auf die kleinen Fingerchen. Wir haben sie mit einem Kurzurlaub auf einem Reiterhof überrascht, fahren mit ihr zu Reitershows.
Und die Moral von der Geschichte
Mein Kind ist einfach gewachsen, hat des öfteren neue Interessen. Anfangs hat mir diese Veränderung etwas Angst bereitet. Ich wollte dieses Kind, dass ich bisher kannte, nicht hergeben. Ich wuusste nicht wohin die Reise uns führt und tat mich schwer damit, mich von Gewohntem zu trennen. Und nun finde ich es so toll ihr beim Heranwachsen zuzuschauen. Ihre Entwicklung mit zu erleben. Wie sie mit ihren Mädels Prinzessin oder Fee im Kindergarten spielt und dennoch fast jeden Tag das Kleidchen voll Schlamm zurück nach Hause kommt. Wie sie durch die Wohnung tanzt wie eine Ballerina und das Lieblingslied auf der CD doch das Piratenlied ist. Meine Tochter ist sowas von süß-frech…. so wie ich es mir immer gewünscht hab. Sie ist es auf ihre ganz eigene Art. Wir haben ihr eine gute Basis geschaffen, sich in alle Richtungen zu entwickeln, da bin ich mir ganz sicher- und nun baut sie weiter darauf auf und schlägt den richtigen Weg ein.
Und ich- ich wachse mit ihr und an ihr. Ich schaue auch mir gern dabei zu wie ich mich weiter entwickle. Wie auch ich lerne durch meine Tochter über den Tellerrand zu schauen, wie ich mich traue meine eigenen Entscheidungen zu hinterfragen. Ich gestehe mir ein, dass nicht jede meiner Ansichten immer die Richtige ist und auf lange Sicht nicht immer zutreffend. Aber eine Ansicht ist unumstößlich: Meine Lotta ist meine Lotta und sie ist perfekt für mich- so wie sie ist und so wie sich sich auch immer weiterentwickeln wird. Ich will sie nicht mehr in eine Rolle drängen- sie sucht sich ihre Rolle ganz allein.
es grüßt euch ganz lieb
eure Sandra
Toller Beitrag, mustte auch so an mich und mein Umfeld denken. Meine Maus sagt auch immer, sie wäre am Liebsten Mal eine echte Prinzessin. Sie ist auch in der rosa Phase, genau wie Anna und Elsa (wobei ich hier immernoch dafür kämpfe, dass nicht zuviel davon bei uns einzieht. Klamotten und Spielzeug mäßig haben wir davon zum Glück nur wenig) und natürlich Glitzer! Die letzten Schuhe mussten unbedingt glitzern!
Allerdings kam auch in den Kommentaren das Thema auf, dass die Kita sie wohl in eine Richtung steckt. Dazu kann ich nur davon berichten, was uns erzählt wurde. Wenn die Kiddies abgegeben werden haben sie meist ja noch Püppi oder Kuscheltier bei sich, doch kaum haben sie sich verabschiedet und verschwinden im Raum, liegen die in der Ecke und die Autos werden aus den Schränken gepackt und dann der ganze Raum unsicher gemacht, wohingegen sich die Jungs meist in die Ecke mit kleinem Häuschen machten und dort ihre Püppchen betudelten. Also soviel dazu.
Und bei uns gabs auch schon einen Jungen der unbedingt im Elsa-Kleid in die Kita kommen wollte und auch durfte. Fand er ganz toll. Hat er aber auch nur 1x gemacht.
Ansonsten merke ich auch hin und wieder, dass mir meine Maus sagt: Mama Gold können doch nur Jungs tragen oder? Wo ich ihr sagte, warum Gold kann doch jeder Tragen.
(Da kam gerade Barbie und Ken hatte einen Goldenen Anzug an)
Und dann guckt sie mich immer verdutzt an und überlegt und verarbeitet das für sich.
Die Mäuse gehen ihre eigenen Wege, nur aufziehen sollte man sie dann deswegen nicht, also z.b. Fotot wo der Junge dann mit Kleid und so…
Vielen Dank für deinen Kommentar Biene. Ich sehe, dass es ganz vielen ähnlich wie mir geht! liebe Grüße Sandra
Ich musste ja etwas schmunzeln, denn ihr seit wenigstens Mädchen-Mamas… Ich habe einen inzwischen 3,5-jährigen Sohn und wir wollten ihn auch nie in eine gewisse Geschlechterrolle drängen… Das würde ich auch immer wieder so entscheiden, aber es kann dann durchaus passieren, dass so ein kleinen Bub dann meint pink und Glitzer und Anna und Elsa zu mögen – oder viel mehr zu lieben. Zwischen dem 1. und 3. Geburtstag waren Anna und Elsa der absolute Hit und für ihn war es völlig unverständlich, wieso er keine Kleidung mit Anna und Elsa-Motiven tragen durfte… Tja erkläre mal so einem kleinen Kind, dass die Motive zu 99,9% auf pinken glitzer Sachen sind und das halt nicht für Jungs geht… Zumal wir ihn ja nicht in typische Geschlechterrollen drängen wollten… Naja nun ist er 3,5 und liebt Anna und Elsa immernoch, hat blonde lange lockige Haare und liebt pink und Glitzer und hat akzeptiert, dass er aber halt nicht in pinken Glitzerkleidchen rumlaufen kann, weil die Gesellschaft halt dahingehend doch nicht so offen ist, wie immer alle tun…;-) Also freut euch darüber, dass ihr dann gaaaanz normale Mädels habt, die auf ganz normale Mädelssachen stehen, gibt schlimmeres…;-) LG Sabrina
Hallo Sabrina! Ja, ich glaube dir, dass diese Thematik aus Sicht einer Jungen-Mama wesentlich schweiriger ist und auch wenn man all zu oft hört, dass man doch den JUnge ruhig so ein rosa Glitzerteil anziehen lassen soll, denke ich auch, dass man da einen gesunden Mittelweg finden muss! Glitzer an sich finde ich persönlich tatsächlich für Jungs garnicht schlimm- schwierig wird es wenn das ganze in Pink auf einem Kleidchen ist. Da hilft wirklich nur einen Kompromiss zu finden- evtl in der Form, dass man dem Junge vieleicht ein Shirt nähen lässt mit den Lieblingsfiguren darauf (wenn mans selbst) und man zu Hause einfach einen Verkleidungskiste stehen hat, in der auch ein Elsa-KLeid ist… und wenn er mag, kann er zu Hause vorm Spiegel tanzen und sich ausleben. Ich selber kann mich an eine Situation sehr gut erinnern, als ein kleiner Junge- ein Freund meiner Tochter- zum Spielen bei uns war. Er kannte Anna und Elsa- aber weder den Film, noch den Titelsong. Also habe ich aufgrund der Neugier, das Lied angemacht und er war begeistert. Als ich den beiden dann meine Schmuckksite hinstellte, hat er sich behangen wie ein Weihnachtsbaum. Er fand es toll wie es an ihm glitzerte und blinkte. Der Mama hab ich auch ein Foto geschickt und sie fand es total süß. Man muss den Kindern, denke ich, einfach einen Rahmen, einen Punkt, geben, an dem sie auch in diese Rolle schlüpfen können. Ganz liebe Grüße- Sandra
Liebe Sandra,
da stimme ich dir voll und ganz zu, zu Hause darf er das auch alles, wobei der Papa das nicht so toll findet… Er denkt halt so, wie es viele leider noch tun, von wegen „ja dann brauchst du dich aber nicht wundern, wenn er irgendwann mal sagt, dass er schwul ist oder lieber ein Mädchen sein möchte“… Klar mein Mann weiß auch, dass nicht die Erziehung oder die Ansichten der Eltern, Großeltern, Freunde, etc. dazu führen, dass jemand transsexuell oder schwul wird, sondern das wenn schon von Geburt an ist, aber aufgrunddessen, dass die Gesellschaft nicht so weltoffen ist, wie es immer alle behaupten hat halt sogar er schon Schwierigkeiten dabei, es einfach als „ausprobieren“ und verkleiden zu akzeptieren, weil bei ihm gewisse Ängste mitschwingen… Aber naja das ist ja ein anderes Thema…;-) Trotzdem gut zu wissen, dass auch Mädchen-Mamas dieses ganze Pink und Glitzer nicht unbedingt herbeisehnen und manchmal sogar fürchten…:-D
Hahaha! Ich erinnere mich noch gut. Nur, dass es bei uns damals Prinzessin Lillifee war. Nach Pink kam die lila Phase – es MUSSTE lila sein. Jetzt habe ich einen Teenager, der pink (O.M.G.!) verabscheut und sich mit Farben (?) wie fröhlichem Betongrau und Klinikweiß umgibt. (Is‘ cooler.) Ihr lieben Mamas da draußen, genießt die Prinzessinnen Phase, denn sie ist zauberhaft und geht viel zu schnell vorbei. Das Wichtigste ist doch, dass die Kiddies begleitet werden, durch welche Phase auch immer. Und das bleibt auch so, wenn sich sonst alles ändert. Ihr macht das schon richtig!!! Taucht ein in die Glitzerwelt!!
Vielen Dank für die lieben Worte Petra 😀 Oh ha- ja tatsächlich graut es mir vor der Teenagerphase… vieleicht genauso wie ich früher angst vor dieser Pink und Glitzer Phase hatte…. aber man wächst mit seinen Aufgaben 😉 Ich genieße es auf jeden Fall und werd jetzt mal ein bisschen Glitzer verstreuen und mich um die Vorbereitung der MeerjungfrauenParty kümmern 😀
oh wie gut ich das verstehe…. hier ist es nicht anders. Erst kam der Glitzer dann Pink Pink Pink… Dann zog hier Anna und Elsa ein und die Pferde. Inzwischen geht sie regelmäßig reiten. Hosen müssen auch hier eng sein. Je enger desto besser…. Jetzt steht Karneval an .. und was soll ich sagen – Mama ich will ein Schmetterling sein, mit gaanz viel Glitzer.- ICH war als Kind genau das Gegenteil – Grins..
Ich bin gespannt bei unsrem Sohn … im Moment steht Spiderman und Co an… Cars haben wir gerade hinter uns gelassen.
Aber was soll ich sagen – man soll Kindern die Möglichkeit geben und auch lassen, um sich zu entwickeln. Ich finde es sehr aufregend wie sich Kinder entwickeln und mit ihren Möglichkeiten umgehen.
Hallo liebe Marion! Es ist so verrückt- da tut man alles, damit die kinder nicht in diese gender-schienen stolpern und ohne unser zutun rennen sie trotzdem einfach mitten rein 😀 interesant wäre es jetzt noch- wie die kinder wären, wenn sie nicht das typische mädchen-zeug aus der kita kennen würden!? eine sehr spannende reise ist das auf jeden fall 😀 mal sehen wo sie uns noch hinführt! liebe grüße, sandra
Das ist ja hervorragend geschrieben ?
Bin begeistert, bitte noch mehr so Beiträge.
Liebe Jenni! 1000Dank für das Lob, da kribbelts richtig im Bauch 😀 Ich freue mich dass meine Gefühlswelt verstanden wird… 😉 Liebe Grüße Sandra