Ich bin fassungslos und schockiert darüber, welche Stellung Menschen öffentlich beziehen, wenn es um das Thema Gewalt am Kinde geht. Ich weiß, es hilft nichts Menschen vorschnell zu verurteilen, also möchte ich es versuchen aufzuklären und hoffe, dass der eine oder andere Elternteil seine Sichtweise überdenkt. Es geht um ein Thema, das man aus meiner Sicht nicht diskutieren müsste, weil es Gesetze gibt und klare Rechtssprechungen: Gewalt am Kind.

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Auslöser für diesen Beitrag war ein Facebookposting von Antenne Bayern, mit folgendem Wortlaut

„Ist es in Ordnung, Kindern hin und wieder einen Klaps auf den Hintern zu verpassen?“ Diese Frage haben wir in einer repräsentativen Studie gemeinsam mit einem renommierten Marktforschungsinstitut insgesamt 2011 Menschen aus Bayern gestellt. Die Ergebnisse werden wir morgen Früh kritisch diskutieren – sie spiegeln nicht unsere Meinung wieder. Wir werden mit Eltern, Rechtsexperten und Psychologen sprechen und klären, wie man vorbeugen kann.

Umfragen, die traurige Ergebnisse hervorbringen…

Noch erschreckender war für mich die weiterführende Studie dazu: https://www.antenne.de/programm/aktionen/studie-so-tickt-bayern/kinder-schlagen-okay. Ich dachte wirklich, man müsse darüber nicht reden und öffentlich keine Stellung mehr dazu hervorbringen, aber da es über 48% total in Ordnung finden das Kind auf den Po zu schlagen, habe ich mich wohl getäuscht. Es macht mich so unfassbar traurig und zugleich bin ich fassungslos darüber, dass sich so viele Eltern nicht anders zu helfen wissen und Gewalt als erzieherische Maßnahme betrachten, obwohl alle Fakten und sogar Gesetze genau diese Methode als nachweislich schlecht darstellen.

Des Weiteren möchte ich direkte Kritik an der Art ausüben, wie Antenne Bayern diese geführt hat. Hier wurde Gewaltbereitschaft ein öffentlicher Raum gegeben und ich wundere mich doch stark, dass Eltern, die offensichtlich die Bereitschaft bekundeten ihre Kinder zu schlagen auch noch zum Anrufen aufgefordert wurden. Ich frage mich ehrlich, ob man öffentlich auch darüber diskutieren würde, ob ein bisschen klauen im Laden okay sei oder ob ein wenig Rassismus okay wäre oder vielleicht, ob das Schlagen der Ehefrau legitim ist. Ich bin mir sicher, dass solche Debatten nicht öffentlich von einem Radiosender geführt werden würden, aber bei Kindern – da ist es erlaubt, trotz entsprechender Gesetze, die es doch eigentlich klar regeln?

Warum Gewalt am Kind eben doch doof ist:

Reden wir nicht lange um den heißen Brei, §§ 1631 BGB Abs. 2 besagt:

 „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Ich schlage doch nicht! Es ist nur mal ein Klaps. Das hat noch keinem geschadet

Wie auch immer man es nennen mag: Hauen, klapsen, ein bisschen klatschen, nur mal auf den Mund oder die Finger: Es bleibt schlagen. Häufig stolpert man im Netz über verniedlichende Begriffe. Allesamt sind nichts anderes als Synonyme für Schlagen und damit Gewalt. Es tut auch nichts zur Sache, wie doll man zuhaut und ob es nur ganz leicht war. Es geht nicht darum, ob man die Hand irgendwo sehen kann. Allein die Symbolik spricht Bände und hinterlässt Narben, wenn nicht auf der Haut, dann auf der Seele der Kinder.

Dass auch Klapsen negative Wirkung auf das Kind hat, zeigte die Meta-Analyse von Studien aus 50 Jahren Forschungsarbeit.Einen ausführlichen Beitrag dazu veröffentlichte Hufingtonpost (Hier findest du den Beitrag).

Kinder, die man schlägt oder „klapst“:

  • sind nachweislich agressiver
  • zeigen nur kurzfristigen „erfolgreiche Einsicht“, Die Nachwirkungen sind jedoch so negativ, dass sich dieser kleine Erfolg verwischt.
  • hören vielleicht bei Eltern / Lehrer, suchen sich aber oftmals ein Ersatzventil, wenn Eltern nicht zusehen.
  • lernen Konflikte mit Gewalt zu lösen.
  • leiden auch noch im Alter unter den Folgen (bewusst oder unbewusst)
  • sind von kognitiven Veränderungen betroffen (in manchen Gehirnarealen zeigte sich bei Untersuchungen ein geringerer Anteil grauer Gehirnmasse)

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Die Tatsache körperliche Gewalt mit „uns hat es doch nicht geschadet“ zu umschreiben, zeigt für mich, dass es doch geschadet hat. Die Legitimation von Schlagen spricht Bände, zeugt von fehlender Empathie und in gewisser Weise einer kleinen Abgestumpftheit. Denn so viel ist klar: Gewalt – egal gegen wen gerichtet und wie sie aussieht, sollte nie eine Antwort oder ein Ansatz sein, Niemals.

Respekt verschaffen, geht anders

Ein Kind, das geschlagen wird, wird eventuell direkt das „Fehlverhalten“ einstellen. Es wird vielleicht sogar das gewünschte Verhalten an den Tag legen und ganz vielleicht, wird es sich dann erst einmal nicht mehr erlauben den Eltern zu widersprechen. Aber es geht so viel dabei kaputt.

Ein Kind entwickelt auf diese Art keinen Respekt, sondern Angst und im schlimmsten Falle Wut auf die eigenen Eltern. Es ist ein tiefer Vertrauensbruch. Warum sollte es jemanden vertrauen, der ihm seelisch und körperlich Schmerzen bereitet? Warum sollte es mit so jemanden kooperieren, ihm gar noch einen Gefallen tun? Wer sind wir, wenn wir uns über andere Menschen stellen, wenn wir unsere Macht als „Stärkere“ ausnutzen und Gewalt vorleben? Wir wünschen uns für unsere Kinder eine gewaltfreie, friedliche Zukunft – fangen wir an den Grundstein zu setzen.

Wer sich nicht anders zu helfen weiß

Ich möchte allen Eltern raten, die sich nicht anders zu helfen wissen, als die Hand gegen Kinder zu erheben: Sucht euch Hilfe. Ich meine das nicht böse oder entwürdigend, sondern ernst. In uns schlummert die eigene Vergangenheit und damit verbundene Erfahrungen. Manchmal wissen wir gar nicht, warum wir in einer Situation uns fremd reagieren. Professionelle Hilfe kann Betroffenen Unterstützung bieten und nicht zuletzt die ganze Familie entlasten.

Sabrina

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Querverweise:

  • http://www.apa.org/monitor/2012/04/spanking.aspx
  • http://edition.cnn.com/2014/07/23/health/effects-spanking-brain/