Ich sehe meine Enkel vor mir, wie sie durch ein Museum streifen und höre P. zu seinen Kindern sagen: „Schau meine Kleine und das waren Eisbären. Leider gibt es sie heute nicht mehr und schau da drüben: Bienen. Damals haben sie dafür gesorgt, dass die Pflanzen bestäubt werden. Damals, ja da gab es noch Obst und Gemüse in Hülle und Fülle. Heute ist das leider nicht mehr so.“ Sie gehen weiter und dann bekommt das Kind Durst: „Aber denk dran. Die Flasche muss für heute reichen. Mehr haben wir nicht.“ Dieses Szenario in meinem Kopf mag gruselig sein und doch ist mir am Wochenende durch eine Doku einmal wieder bewusst geworden, wie wir gerade dabei sind uns selbst abzuschaffen. Wir holzen Wälder – für Gewinne, wir töten – für Geld, wir quälen – damit es billig ist, wir verseuchen, damit der Ertrag mehr und mehr wird. Macht es uns am Ende glücklich? NEIN! Warum dann aber nicht nachhaltiger leben?

Geld regiert die Welt

Keine Frage: Geld regiert die Welt und die Nachfrage regelt das Angebot. Ich habe mich lange gefragt, wie schlecht es um unsere Erde steht und ob das mit dem Klimawandel eine wirkliche Bedrohung ist, oder es sich dabei vielleicht auch ein wenig um Panikmache handeln könnte und doch überkommt mich immer ein so schweres Bauchgefühl, wenn ich beispielsweise meiner Großmutter lausche und die erzählt: „Früher da gab es im Sommer noch so viele Glühwürmchen. Heuer sieht man kaum welche mehr.“ Sie berichtet von Blumen, die ich nie gesehen habe oder davon, dass es ihr so vorkommt, als werden die Bienen immer weniger. Das sind nur kleine Beispiele und doch versetzen sie mir einen Stich in die Magengrube. Wenn du mir bei Instagram folgst, kennst du den Text sicher schon, aber ich finde ihn so passend, dass ich ihn gerne anbringen wollte.

Die Schuldfrage ungeklärt oder zu komplex?

Die Probleme sind komplex: Abholzung der Wälder, Ausbeutung von Tieren, Wildräume müssen landwirtschaftlichen Nutzflächen weichen, der Einsatz von Giften, um den Ertrag von Obst, Gemüse oder Getreide zu steigern und oder vor allem eben auch: unser Leben im Überfluss un die damit unstillbare Gier nach mehr und möglichst günstigen Produkten. In der Dokumentation „Terra“ wird dieses Konstrukt an Problemen ziemlich gut aufgezeigt (nein, ich rede nicht von „Terra X“).

Dieser Film schafft es durch seine Aufnahmen und auch das Gesprochene beim Zuschauer etwas wachzurütteln, ich war schockiert – mir war zwischenzeitlich schlecht, weil ich mich zum Teil als mitschuldig betrachte und genau das ist der Punkt: Wir alle können etwas tun. Aber wo fängt man an? Mir ist klar, dass man in dieser schnelllebigen Zeit nicht direkt vegan leben kann, die Zeit hat ehrenamtlich sich für den Artenschutz einzusetzen und gleichzeitig noch darauf achten kann, ob nun wirklich jedes Teil, dass man kauft fair und umweltfreundlich hergestellt wurde. Theoretisch geht das, aber ich weiß bzw. erlebe es selbst, dass es eine Art Weg ist den man beschreitet.

Wie kann man aber anfangen mit nachhaltiger leben?

Der Fakt ist für mich der: Ich habe keine Lust darauf, dass in 40 Jahren die Hälfte aller Wildtiere von der Bildfläche verschwunden sind. Ich habe auch keine Lust darauf, dass die Erde immer wärmer wird, der Niederschlag weniger und wir eines Tages den Enkelkindern den Eisbären als ausgestopftes Tier zeigen. Ich möchte eigentlich keine Antibiotika über meine Nahrung zu mir nehmen, mindestens genauso wenig wie Plastik oder irgendwelche Gentechnik. Der Schlüssel dafür bin zu großen Teilen ich oder vielmehr: Wir alle. Wo kann man aber anfangen? Gerne möchte ich dir ein paar Punkte nennen, mit denen ich angefangen habe und damit meinen kleinen Teil zum Erhalt unserer Umwelt beitrage.

Wocheneinkauf mit Bedacht

Früher habe ich es geliebt, wenn der Kühlschrank überquillte und ich Auswahl ohne Ende genießen konnte. Es gab Zeiten, da hatten wir eine Auswahl zwischen 5 Wurstpackungen, weil ich mir sagte, dass das so sein muss. Ich empfand es als Luxus die Wahl zu haben. Mein Leitspruch war „Am Essen spart man nicht.“ Heute sehe ich das differenzierter. Jedes vergammelte Lebensmittel, dass wir gekauft haben und anschließend wegwerfen, hat nicht nur unnötig Geld gekostet. Nein, wir haben es unnötig der Natur entrissen. Ich plane also die Woche vorab seit Monaten vor: Was koche ich und danach kaufen wir ein. Der Kühlschrank sieht mittlerweile recht bescheiden aus und doch fehlt es uns persönlich an nichts.

Weniger Fleischkonsum

Und da ist noch eine Änderung: Wir essen viel mehr vegetarisch. Ich bin auf einem Hof mit Tierhaltung großgeworden. Ich bin damit aufgewachsen, dass Tiere angeschafft werden, gepflegt und anschließend uns als Nahrung dienen. Das ist makaber irgendwie und doch wusste ich damals, dass das, was ich esse nicht mit Antibiotika zugestopft wurde, kein minderwertiges Futter erhalten hat, Bewegung hatte und Artgenossen.Zudem haben wir die Tiere nach Bedarf entnommen und nicht, um den möglichst großen Gewinn daraus zu schlagen.

Das sehe ich im Laden beim Fleisch nicht und schon passiert es innerlich: Aus einem Tier wird ein Stück Fleisch. Das Schwein ist plötzlich das Filet und das Rind nennt man nun „die Wurst“. Die Verbindung ist gekappt und ich bin mir absolut sicher: Würde ich das schlachten müssen, was ich später essen will, ich könnte  es nicht. Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir es irgendwann schaffen werden völlig vegetarisch zu leben, erstmal haben wir den Fleischkonsum reduziert und vor allem unsere Mittag- und Abendessen angepasst. Damit ist ein kleiner Schritt getan, der in der Masse dennoch große Wirkung hätte.

Bio und Fairtrade – eine Überlegung wert

Früher habe ich mir gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, wo mein Essen eigentlich herkommt. Es war mir egal, hauptsache es macht satt. Seitdem ich einmal eine Reportage über Billiganbaumethoden und auch den Einsatz von Antibiotika bei der Viehhaltung gesehen habe, änderte sich das. Am liebsten ist mir immer noch der eigene Anbau im Garten. Trotzdem ist es nicht gänzlich möglich und so kann ich zumindest auf Bio und Fairtrade achten.

Das verwendete Biolabel auf Lebensmitteln steht für:

  • Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel
  • höchstzulässige Anzahl von Tieren pro Hektar
  • artgerechte Haltungsformen
  • biologische Futtermittel sowie Verbot von Antibiotika zu anderen als medizinischen Zwecken
  • Verbot von Gentechnik
  • in verarbeiteten Lebensmitteln sind nur 49 Zusatzstoffe erlaubt (statt der 316 in konventionellen Produkten)

 

weniger Plastik und Müllvermeidung

Auch ein Punkt, bei dem jeder von uns aktiv werden kann, ist die Plastikreduzierung. Natürlich ist es verdammt schwer in der heutigen Zeit unverpackt einzukaufen, es sei denn man hat einen Unverpacktladen in der Nähe. Ein Kinderzimmer ohne Plastik ist schier undenkbar. Aber es fängt im Kleinen schon an: Habe ich einen Stoffbeutel dabei? Greife ich zu Glasflaschen oder zu Plaste? Nutze ich zumindest wiederverwendbare Brotdosen aus Plastik oder wickel ich jeden Tag alles in Folie, die ich anschließend entsorge? Wäre Yoghurt in Gläsern eine Option?

„Brauche ich das wirklich“-Frage

Ein einschneidender Bereich war bei mir die Konsumüberdenkung. Ich habe grundsätzlich ausgemistet (davon gab es hier ja schon mehr zu lesen), aber im Zuge dessen bin ich zu der  Frage gekommen: Was brauch ich wirklich? Brauche ich unbedingt das Apfelhandy? Sterbe ich, wenn ich mir keine Inlineskates im Angebot hole? Ist es wirklich wichtig die neueste Küchenmaschine zu besitzen? Viele meiner Wünsche stellen sich als eine Art Impuls heraus. Bei genauem Nachfühlen brauche ich sie jedoch nicht wirklich. Mein Gehirn sagt mir dann einfach: „Kauf das. Es macht dich glücklich.“ Die Annahme ist falsch, da Konsum nicht langfristig glücklich macht. Unser komplettes Tun und Sein ich nach „ich will mehr“ ausgelegt. Dem kann man nachgehen oder eben sich dessen bewusst werden un dementsprechend sein Kaufverhalten überdenken.

Second Hand kaufen

Ich glaube in diesem Jahr habe ich mir so wenig Kleidung wie noch nie gekauft. Im Gegenteil. Ich habe mich von mehr als 50% meiner Kleidung getrennt, weil es schön war sie zu besitzen, aber ich sie nicht gerne getragen habe (siehe oben). Nun gibt es mittlerweile Plattformen wie Kleiderkreisel oder Mamikreisel, wo wir gebraucht Kleidung (teilweise neuwertig) verkaufen und kaufen können. Auch für Möbel und Co. gibt es die Plattform EbayKleinanzeigen z.B. Nun könnte man überlegen, was die Vorteile an Neuware sind:

  • Neuware ist neu. Da war noch niemand vorher „dran“.
  • Garantieansprüche
  • je nach Suchbereich mehr Auswahl
  • Ich kann es probieren und bei Nichtgefallen zurück senden.

Gerade aber bei Kleidung oder auch Spielsachen, Deko, Büchern und auch einigen Möbeln kann man mit Second Hand nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch kräftig Geld sparen. Die meisten Menschen haben zumindest schon mal ein gebrauchtes Auto gekauft und wissen den Unterschied. Dennoch geht es in unserem Alltag fast unter zu überlegen, ob ich etwas nicht auch gebraucht erstehen könnte, bzw. meine Sachen gebraucht anbieten kann, bevor ich sie wegwerfe.

Selber machen statt kaufen

Und noch ein Punkt, der hier eigentlich Programm ist: Wie viel kann man selber machen, statt es zu kaufen. Für mich ist es eine kleine Passion geworden, sodass ich mittlerweile sogar einen Brennofen besitze, um Geschirr selber machen zu können. Es mag verrückt klingen, aber, wenn ich allein aufzähle, was hier selber gemacht wird:

  • Kleidung
  • Deko
  • Seifen
  • Geschirr
  • kleine Geschenke
  • Spielsachen teilweise
  • Reinigungsmittel
  • und natürlich auch Lebensmittel (Marmeladen, Saft, Apfelmus, etc. pp.)

Lebensraum Natur

Im letzten Punkt möchte ich mich gerne an die Grundstücksbesitzer wenden. Das Insektensterben schreitet voran und doch ist gerade das in meinen Augen eine der größten Gefahren. Sterben Insekten, bleiben Bestäuber von Obst und Gemüse aus. Würde man einen kleinen Teil des Gartens zum Ansäen von Bienen- oder Schmetterlingswiesen nutzen, könnte man den Insekten helfen Nahrung zu finden. Durch das Anbringen von Nistkästen helfen wir Vögeln bei der Aufzucht und wiederum dadurch der Verteilung von Pflanzensamen. Wir könnten zudem Nisthilfen für Wildbienen anbringen. Das Internet bietet dazu eine Hülle an Informationen, wie z.B. hier. 

Neben dem Unterstützen der Fortpflanzung und des Überlebens sollten wir aber auch den Blick in Richtung „weniger zerstören“ richten. Das fängt damit an, dass wir jahrhundert alte Bäume fällen, weil sie „optisch nicht ins Bild passen“ und geht weiter damit, dass wir bspw. Schwalbennester (übrigens verboten) entfernen, weil sie uns an der schönen Hauswand stören. Wir betonieren Gärten zu, lassen Müll unachtsam fallen und stehen abends vorm Haus und regen uns über das Brummen von Insekten auf. Dabei können wir froh sein, dass es noch brummt – in 40 Jahren könnte das schon anders aussehen.

Sabrina