Ausmisten hat tatsächlich mein Leben verändert. Nach mehr als einem Jahr, ist es Zeit für mich ein Fazit zu ziehen. Denke ich an mein Leben vor circa 3 Jahren noch zurück, dann war ich der Typ Mensch, der sich von „Jetzt 50% reduziert“ oder „Kaufe 3 für den Preis von 1“ direkt mitreisen lies. Ich liebte es zu shoppen, bestellte fast jeden Monat Kleidung und fand mich regelmäßig beim Möbelschweden ein. Amazon war vor mir ebenso nicht sicher. Ich kaufte immer dann, wenn sich bei mir das „Brauch ich jetzt Gefühl“ einstellte. Also ging ich platt gesagt, meinem Kaufimpuls nach. Damit war ich Wunschkunde Nummer 1, weil ich leicht zu begeistern war.

Ausreden (für mein Gewissen) hatte ich genüge:

  • Wir brauchen ja schließlich Möbel im Haus, sind ja gerade erst umgezogen.
  • Ausmisten kann man auch später mal.
  • Ich kann ja nicht rumlaufen wie der letzte Husten.
  • Ich lebe nur einmal.
  • Ach, wer weiß schon was in 50 Jahren ist.
  • Es macht Spaß Dinge zu besitzen und ich erfreue mich daran.
  • Ist doch cool, wenn es an nichts mangelt

Irgendwann kam jedoch der Tag, da war mir das alles zu viel. Ich schaute mich um und obwohl wir noch weit weg von zugestellt waren, fühlte ich mich auf eigenartige Weise beklemmt. Es kam nicht selten vor, dass Kleidung mit Etikett in meinem Ankleidezimmer verweilte oder dass ich den Kids Spielsachen kaufte, die sie gar nicht wahrnahmen. Ich werde jedoch vor allem den Moment nie vergessen als ich neu gekaufte Deko nach 2 Monaten originalverpackt in der Kiste vorfand. Das war der Punkt an dem mir schlagartig klar wurde, dass ich etwas ändern möchte. Falsch: Dass ich etwas ändern muss und fing an das Thema Konsum und Ausmisten anzugehen.

Man muss erst einmal sehen, wie viel man wirklich besitzt…

Ich schlich durch die Räume und schaute mich bewusst um. Mir fiel auf, dass vor allem die jüngst angeschafften Gegenstände und Kleidungsstücke irgendwie gar keine Beachtung fanden. Sie standen dort wie Trophäen ohne eine Bedeutung. Genauso fanden sich im Kinderzimmer zig Spielsachen, die zwar für Chaos sorgten, aber nicht heiß geliebt schienen.

Es war die Zeit, als ich anfing mich nach Trick uns Tipps im Netz umzusehen und so stieß ich über das Buch „Magic Cleaning“ von Marie Kondo*. Dieses Buch widmet sich dem Thema Ausmisten und darüber, wie man es schafft Struktur in den Haushalt zu bekommen. Ich war von der sogenannten Konmari-Methode begeistert und fing an alle Kleidung auf einen Haufen zu schmeißen und da dämmerte mir es: „Das ist viel zu viel und ich schaffe niemals alles anzuziehen“. Es ging über weitere Bereiche im Haus weiter. Wir hatten so viel Bettwäsche, dass wir eine ganze Schule hätten damit ausstatten können und doch kaufte ich gerne beim Schweden Bettwäsche. Mit Kerzen könnte ich die Straße ausleuchten und auch von Stiften, Geschirr, Büchern, Notizblöcken, Schminke und und und will ich gar nicht erst sprechen.

Für mich war jedoch die schlimmste Erkenntnis: Ich hatte all das gekauft und dafür Geld investiert, um es schlussendlich nicht zu nutzen. Es hat mich weder glücklich gemacht auf lange Sicht, noch habe ich mir daraus einen Nutzen geschlagen. Es hat nur negative Eigenschaften: Es hat meine Zeit und mein Geld verschluckt, meinen Platz genommen und nun musste ich es auch noch wieder loswerden. Marie Kondo schreibt in ihrem Buch jedoch davon, dass man es positiv sehen soll: Ich sehe es also inzwischen so. Der Fakt, dass das alles auf dem Haufen vor meinen Augen so viel war und ich diejenige war, die es anschaffte, hat sich eingebrannt und ich bin allein dadurch bedachter mit Einkäufen geworden und besser im Ausmisten.

Wenn man versteht, dass Konsum nicht glücklich macht…

Mein zweiter Schritt war zu erkennen, dass all das Zeug, was sich das angehäuft hatte, vielleicht aus der Lust heraus gekauft wurde, mich glücklich zu machen – aber im Endeffekt genau das nicht tat. Okay, einige wenige Dinge machen mich durchaus auch nach langer Zeit noch glücklich. Es gibt da einen Sessel, an dem ich mich täglich erfreue und vielleicht ein spezielles Geschirr, das ich so schön finde. Es ist aber nicht mehr so, wie in dem Moment, als ich es kaufte. Ich glaube diese Befriedigung der Kauflust ist in Wirklichkeit nur ein klitzekleiner Moment und zwar der, wo wir die Sachen in den Warenkorb legen bzw. in den Wagen schmeißen. Schon an der Kasse sehen wir, dass wir dafür Geld abgeben müssen, aber gut, auch das ist zu verkraften.

Zu Hause erfreuen wir uns maximal noch am Auspacken, aber schon nach kurzer Zeit stellt sich dieses Gefühl ein und es muss etwas Neues her. Mir ist klar geworden, dass dieser Umstand – egal wie viel ich kaufe und in welchem Wert – niemals aufhören wird. Ich glaube dieses „Ich bin gesättigt Gefühl“ erreicht man nicht, indem man irgendwann so viel gekauft hat, bis das Haus überquillt, sondern nur dann, wenn man versteht, dass es ein sehr kurz anhaltendes Gefühl ist, dass uns immer und immer wieder einholt.

Ich vergleiche das gerne mit einem Raucher. Er zündet sich eine Zigarette an und fühlt sich in dem Moment gut. Der Moment, wo er aber von sich aus sagen wird „Oh, diese Zigarette war jetzt genau die, die ich gebraucht habe. Es reicht jetzt. Ich bin jetzt gesättigt.“, wird nie eintreten. Er wird sich nach jeder Zigarette früher oder später noch eine weitere anzünden – es sei denn: Er beendet bewusst den Prozess und gibt sich dem Gefühl nicht mehr hin.

Und wenn man erstmal weniger hat…

In dem Moment, wo man aktiv ausmistet, passieren so wundervolle Sachen. Zum Einen entdeckt man zum Bespiel, dass man bereits einen Jahresvorrat an Kerzen beherbergt und es absolut unsinnig wäre einen weiteren anzuschaffen und zum anderen, merkt man, was man eigentlich gar nicht wirklich benötigt. Ein schönes Beispiel war bei mir meine Kosmetika. Ich hatte unzählige Kajal, Lippenstifte (ich trage maximal 2x im Jahr welchen). Ich fand Abtönpuder, die ich nie verwendet habe und Cremes, die ich gar nicht nutze. All das durfte gehen und all das ist in meinem Gehirn unter: „Brauch ich gar nicht mehr kaufen, weil unnötig“ eingespeichert. Einen beachtlichen Teil meines Krams konnte ich zu Geld machen, wie zum Beispiel die alte Kamera oder ein altes Handy, genauso ausgediente Kinderkleidung.

Inzwischen bin ich an dem Punkt, dass ich bewährte Verbrauchsmittel nur dann nachkaufe, wenn sie fast aufgebraucht sind. Ich halte nicht mehr so viele Sachen auf Vorrat. Verbrauchsmaterialien aus Plastik versuche ich inzwischen gezielt durch nachhaltigere Rohstoffe zu ersetzen, das ist mir ein persönliches Anliegen. Wir überlegen als Familie zusammen, welche Anschaffung wirklich notwendig ist und wieso wir sie als notwendig erachten. Das Alles klingt ein bisschen geizig, aber das ist es gar nicht. Wir haben genau das, was und glücklich macht, nicht mehr und nicht weniger.

Fazit nach über einem Jahr aktiven minimieren und ausmisten.

Heute kann ich ein wundervolles Fazit ziehen, was sich alles in Positive verändert hat:

  • Wir sparen im Vergleich zu früher wesentlich mehr Geld.
  • Wir haben mehr Zeit, weil wir weniger mit Putzen verbringen.
  • Es ist wesentlich ordentlicher.
  • Die Räume wirken größer, freundlicher und heller.
  • Wir konnten beim Ausmisten Kinderheim, Kita und Co. unterstützen.
  • Es stellt sich keine Frage mehr nach dem „Was ziehe ich an“ oder „Wo ist XYZ“
  • Es wird nichts mehr doppelt angeschafft, da alles seinen Platz hat.
  • Wir stecken uns gegenseitig an und haben Spaß dabei.
  • Ich persönlich fühle mich entspannter und glücklicher.
  • Die Ansprüche verkleinern sich (wir brauchen keine 5 Kleiderschränke)

Insgesamt bin ich längst nicht fertig und auch noch nicht da, wo ich hin möchte. Wenn man sich mit Leuten unterhält, die ebenfalls ausgemistet und neu geordnet haben, dann sind sich alle einig: Es passiert nicht nur etwas mit den 4 Wänden, sondern auch in einem selbst. Derzeit bin ich dabei die Finanzen nochmals zu ordnen und vor allem einen Plan für die Altersvorsorge und Rücklagen aufzustellen. Ich freue mich allein das Wort Rücklagen schreiben zu können. Es fühlt sich einfach gut und richtig an.

Vielleicht bist du ja auch gerade dabei dein Leben zu ordnen, dann würde ich mich riesig freuen, wenn du dabei bleibst. Ich werde auf jeden Fall weiter davon berichten.

Sabrina