„Mama, wo kommt das Wasser her?“ „Mama, wie wirkt die Sonne? Warum macht sie warm?“ „Wie entsteht Regen?“ „Warum rollt ein Ball einen Hügel hinunter, aber auf der geraden Wiese nicht?“ „Warum fährt das Fahrrad, wenn ich trete?“ „Wie funktioniert ein Motor?“, „Warum braucht man Benzin und wieso funktioniert kein Apfelsaft?“ Ja, Kinder können sich unzählige Fragen stellen..
Okay, die physikalischen Grundlagen habe ich (Sabrina) verinnerlicht. Aber was passiert, wenn die Fragen komplexer werden?
Ich weiß eigentlich nicht, warum ausgerechnet Benzin funktioniert. Ich weiß auch nicht, warum dann Diesel nicht geht… Glücklicherweise habe ich einen Physiker geheiratet – welch Zufall, der weiß sowas und hat Spaß daran, erklären kann er – aber oft nur auf so hohem Niveau, dass mir in 3 Minuten die Augen zufallen. Die Kids kullern dabei die Augen. Bianca geht es ebenso – allein die Funktionsweise einer Heizanlage und die Tatsache, dass warmes Wasser und warme Heizung eben nicht in einem Kreislauf zusammenhängen, ist manchmal einfach schon „zu viel“.
Innerlich wünschen wir uns beide genau das Gleiche: Unsere Kinder sollen Spaß an Naturkundefächern haben und sie sollen später mit einem „Aha“ aus dem Unterricht gehen und nicht wie wir damals lauter große Fragezeichen auf der Stirn geschrieben haben und von zuviel unverarbeiteter Erklärung geflutet. Unser Unverständnis hat im Nachgang eigentlich nur eine logische Erklärung: Wir wollten nichts erklärt haben, wir wollten es verstehen und erleben…
Eine Reise in unsere „physikalische Vergangenheit“
Aberwitzig, wie ähnlich wir uns wieder einmal sind – trotz einer Entfernung von mehr als 120 km in unserer Schulzeit. Obwohl wir uns nicht kannte, hatten wir beide für Physik und Chemie nichts übrig – die Abneigung entwickelte sich über die Zeit, weil es für uns nur trockenes „Bla, Bla war“ . Chemie & Physik wurden einfach stur auswendig gelernt, mit Hängen und Würgen eine zufriedenstellende Note erreicht oder direkt abgewählt. Verstanden haben wir wenig bis gar nichts davon, was wir da gelernt haben. Genau genommen haben wir nicht einmal gewusst, was wir da genau zu Papier bringen – wir haben einfach funktioniert – etwas auswendig lernen konnten wir schon immer gut. Es hatte nichts mit tieferem Sinn zu tun die Hüllen von Atomen zu bestimmen oder deren Elektronen (??) Es waren für uns Zahlen auf dem Tafelwerk, deren Position wir kannten und wussten, wann und wie wir diese aufschreiben mussten. Die Vorstellung darüber, was ein Atom ist, wie es aussieht und was es kann, ist für uns heute noch befremdlich – man sieht es ja nicht, man kann es nicht anfassen und dann sagen: „Schau her, ein kleines Kohlenstoffatom mit seinem Kern und Hülle.
Ein faradayscher Käfig ist ja schön und gut – toll, wenn der Blitz einschlägt und man darin sicher ist, aber wieso das so ist, das konnte uns ein Lehrer nicht verständlich machen. Wieso eine Solarzelle funktioniert und wieso sie in der Lage ist Strom zu erzeugen, konnte er genauso wenig vermitteln. Ob es schlussendlich an unserer Pubertät lag oder am Lehrer, der nicht in der Lage war, es interessant und verständnisvoll zu gestalten, lässt sich aus heutiger Sicht nicht genau sagen. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Beidem und im Nachgang einfach schade, denn vieles hätte man uns wesentlich praktischer und „echter“ rüberbringen und vor allem zeigen können.
—> Wie du vielleicht schon einmal bei Mamahoch2 gelesen hast, setzen wir bei der Erziehung darauf den Kinder mit Spaß und Spiel das „Leben beizubringen“. Vielleicht ist unser Chemie- und Physikunverständnis auch ein kleiner Auslöser dafür gewesen. Sie sollen sich nicht von einem ideenlosen Pädagogen anhören, wie Sonnenenergie, Wasserkraft, Fallbeschleunigung oder potenzielle Energie funktioniert, sondern es verstehen, begreifen und erleben.
Das Verstehen war bei uns selbst immer dann besonders leicht, wenn wir es 1. mit eigenen Augen sehen und 2. selbst ausprobieren konnten und genau das, erkennen wir nun bei unseren Kindern wieder mit dem Zusatz, dass sie gerade jetzt mit den vielen Fragen sogar ein großes Interesse für ihre Umwelt mitbringen und wenige Worte weit mehr bewirken als trockene, ellenlange Funktionserläuterungen.
Physik zum Anfassen
In Wirklichkeit haben wir gar nicht darüber nachgedacht, wie wir den Kindern Physik näher bringen. Vieles ergab sich ganz automatisch – man sitzt ja auch nicht da und denkt sich dann: „Ach schau an kleiner Heinrich, das ist jetzt aber Physik und das vorhin war Chemie…“. Wichtig ist eines: Den Kindern Grundlagen und Materialien zu bieten und machen lassen… Sollte dann doch einmal die eine oder andere Frage aufkommen, lässt sich das Meiste demonstrieren.
„Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Feuer, die entzündet werden wollen.“
Rabelais 1490 – 1553
Kinder sind von Natur aus kleine interessierte Forscher. Sie spielen in der Natur mit Käfern, sie beobachten Tiere, sie hinterfragen das Wetter, sie überlegen, warum es die Sonne gibt, warum sie sich mit dem Mond abwechselt, sie werden sich irgendwann fragen, warum eine Sonne es schafft Energie zu erzeugen und warum der Wind zur Stromgewinnung dient. Es geht uns nicht darum, aus ihnen Einstein 2.0 zu machen, sondern vielmehr ihnen ein grundlegendes Verständnis für unsere einmalige Natur und Umwelt zu vermitteln und dabei die ureigenen Interessen und Impulse der Kids zu nutzen. Bei den einfachen Fragen, finden sich dann auch einfache Antworten, die sich die Kids ganz oft selbst geben können.
Schwierig wird es natürlich, wenn die Themen komplexer sind und das bloße Zeigen nicht ausreicht. In diesem Fall greifen wir dann auf „Spielsachen“ zurück, mit denen wir genau solche Vorgänge veranschaulichen können. Da wir die Pädagogikansätze von Montessori lieben, ist es besonders schön, wenn die Kinder sich selbst damit auseinander setzen. Wir helfen natürlich beim Aufbau und bei Fragen, versuchen wir es dann am „Objekt zu demonstrieren“.
Sonnenenergie und Solarzellen
Ein schönes Beispiel dafür ist das Sonnenkarussell von Kraul*. Das süße Karussell ist ein Selbstbausatz, welcher aus mehreren Holzteilen, Biegepüppchen, Fäden, Perlen, einer Solarzelle, Motor und Fähnchenpapier besteht.
Der Aufbau ist für ein Kleinkind noch nicht ohne weiteres möglich, aber mit Hilfe von Mama und Papa gelingt es sehr gut. Der Große verstand schon beim Aufbau, dass der Motor und die Solarzelle wohl das Geheimnis sind, warum es sich unter Sonneneinstrahlung (oder einer Glühbirne) dreht.
Das Karussell steht bei uns nun im Flur auf dem Fensterbrett und wir erfreuen uns nun noch viel mehr an scheinender Sonne, denn dann dreht sich das Teilchen.
Komm wir fahren Seilbahn
Im Urlaub fuhren wir mit den Kids Seilbahn. Der Große war fasziniert von den „schwebenden Booten“. Er fragte sich, wie das funktioniert, und warum sie nicht runterfallen. Natürlich hätten wir nun stundenlang erläutern können, welche Kräfte da wirken, welche Varianten es gibt, warum sie immer im gleichen Abstand fahren, warum keine schneller ist als die andere… wir hätten es machen können, aber er hätte sich wahrscheinlich nach dem 2. Satz hingesetzt und abgeschalten. Versteht uns nicht falsch – natürlich sollte man einem Kind gewisse Dinge erklären, aber wir erleben es täglich in den Schulen: Kinder werden mit Informationen und Lehren geradezu zubombadiert und dabei setzt sich (so wie bei uns damals in Physik und Chemie) im Kopf das Puzzle gar nicht zusammen, weil man es sich einfach nicht vorstellen kann.
In den schönen Sommertagen hatten wir also das Projekt „Seilbahn bauen“. Auch hier bedienten wir uns einem Bausatz von Kraul*, denn wenn Mama anfängt Holz mit der Laubsäge zu bearbeiten, wird es auf jeden Fall schief.
Für knapp 20 € ist der Preis völlig im Rahmen und neben 1 h Bastelspaß für Mama, gab es dann noch ein gemeinsames Anbringen mit Papa. Der Sohn fragt nicht mehr, wie die Seilbahn funktioniert – er erlebt es!
„Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte.“
Stanislaw Jerzy Lec
Was Wärme anstellen kann
Feuer, Wasser, Erde und Luft – unsere 4 Elemente, die natürlich auch bei Kindern gefragt sind. Was Wärme und damit Feuer bewirken kann, konnten wir unserer Tochter super mit dieser Lichtwippe* erklären. Diese kleine unscheinbare Flamme schafft es, dass sich die Wippe immer hin und her bewegt. Der Draht wird dabei erwärmt und ist mit einem Pendel verbunden, welches dann ausschlägt. Ganz einfach eigentlich veranschaulicht.
Die Wasserkraft
Alle Kinder lieben Wasser, das Matschen und Spielen damit. Das es aber noch weitaus mehr als „nur“ nass machen kann, sondern auch eine unheimlich Kraft hat, lässt sich mit einem Wasserrad super erforschen. Das finden übrigens nicht nur Kinder klasse, sondern auch unsere Amsel. 😀
Dieses kleine Holzwasserrad* lässt sich super schnell zusammen stecken und auch wieder abbauen, sodass man es jederzeit bei sich tragen kann, um die Kraft des Wasser auch in kleinen Bachläufen zu testen. Es braucht nur zusätzlich 2 kleine Astgabeln, die dem Rad ihren Halt bieten und es kann losgehen. Auch hier gilt in erster Linie für uns: Machen lassen, Anfassen, Ausprobieren und Hinterfragen. Oftmals erklärt sich dann vieles leichter, weil ein Grundverständnis bereits durch das eigene Erleben vorhanden ist.
Wenn du also auf der Suche nach einem passenden Geburtstagsgeschenk, ein Geschenk zur Einschulung nach den Sommerferien bist oder einfach ein paar tolle Spielsachen für den Garten möchtest, empfehlen wir dir diese pädagogisch wirklich wertvollen Spielzeuge. Denn was kann es schöneres geben, als Spaß am Lernen, Erforschen, Entdecken und Verstehen zu haben?
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Sabrina & Bianca zusammen mit den kleinen Entdeckern
Liebes „mamahoch2-Team“,
einen feinen Beitrag habt ihr hier geschrieben.
Es bleibt zu hoffen, dass ihn viele lesen und dass viele die Ideen aufnehmen und mit ihren Kindern erleben. Schon alleine die Zeit die man beim Zusammenbauen miteinander verbringt ist doch Gold wert!
Einen kleinen Hinweis möchte ich dennoch geben. Hinter der Firma Kraul steht weniger die Montessori-Pädagogik (auch wenn sie im Kern sicherlich das Gleiche meint und man mit diesen Spielmaterialien das Gleiche bezweckt) als vielmehr die Waldorfpädagogik.
Viele liebe Grüße
Katja
Hallo Katja, ja das stimmt es ist vielmehr Waldorf, wobei man bei beiden Konzepten ja einige Überschneidungen hat und es auch gut zum „Hilf mir, es selbst zu tun!“ passt 😉
Mir ging es kn der Schule auch so, meine Hassfächer waren Informatik und Wirtschaft und nicht aufgrund mangelnder Interesse… Und da hat auswendig lernen halt häufig leider nicht so geklappt… Und wenn man als Kind sagte, dass der Lehrer sch**** unterrichtet und es kein Spaß macht und man nix versteht hieß es immer „Jaja immer sind die Lehrer schuld, Schule muss keinen Spaß machen, ihr seit da um was fürs Leben und eure spätere Arbeit zu lernen!“… Fürs Leben habe ich nicht wirklich viel sinnvolles da gelernt und für die Arbeit auch nicht, denn auch wenn ich heute ausschließlich mit dem PC und in einem großen Wirtschafts-unternehmen und ausschließlich mit den wirtschaftlichen Themen arbeite, die ich damals absolut nicht verstehen wollte, habe ich diese Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht in der Schule erworben, sondern in der Ausbildung bei Lehrkräften, die Spaß an ihrer Arbeit hatten und die es anschaulich erklärt haben und mir so tatsächlich die Freude am Lernen zurückgebracht haben! Sprich manchmal liegt es eben doch am Lehrer und insoweit es Themen sind, die sich auch anschaulich erklären lassen (bei beispielsweise Wurzelrechnung in Mathe könnte es dahingehend vielleicht etwas schwierig werden) sollten wir unseren Kindern dahingehend unter die Arme greifen und ihnen zeigen, dass Lernen Spaß machen kann und nicht langweiliges Ausweniggelerne heißt! Ihr macht das toll, weiter so, eure Kinder werden es euch nicht nur jetzt sondern auch später einmal danken! LG Sabrina
Danke für deinen lieben Kommentar. Und toll das deine Lehrer in der Berufsschule scheinbar ihre Berufung als Lehrer wirklich gefunden hatten. 😀 LG