In unserer Themenwoche möchten wir gern Einblicke in unterschiedliche Geburten geben und auch andere Mütter zu Wort kommen lassen. Deshalb freuen wir uns heute, dass Sandra über ihren Wunschkaiserschnitt beim 4. Kind schreibt und uns ihre Gedanken dazu erläutert.

Wir bitten darum jeder Mutter selbst zu überlassen welchen Weg der Geburt sie gehen möchte. Diese Beiträge sollen verschiedene Perspektiven und Erlebnisse erläutern und die ein oder andere Sichtweise der Dinge möglicherweise erweitern.

Wir wissen, dass die Art zu entbinden ein sensibles Thema ist und bitten dich darum respektvoll mit der jeweiligen Entscheidung umzugehen und sind offen wir konstruktive Diskussionen.

Vorgeschichte

Panik und Angst vor einer Geburt haben mich während der 4. Schwangerschaft in den Wahnsinn getrieben. Ich hatte bereits drei Kinder auf normalem Wege zur Welt gebracht, bei zwei Geburten kam es zu Komplikationen. Das Baby drehte sich nicht richtig ins Becken; schlechte Herztöne. Mein zweites und drittes Kind kamen jeweils mit Saugglocke zur Welt. Eigentlich hätte ich einen Wunschkaiserschnitt schon beim dritten Kind gewollt. Meine Hebamme hatte mich jedoch erfolgreich davon überzeugt, das nicht jede Geburt gleich ist. Nach zwei Mädchen und meinem langersehnten Sohn, war hier die Familienplanung abgeschlossen. Als Verhütungsmethode hatte ich die Drei-Monats-Spritze gewählt. In unserem Italien-Urlaub wirkte sie wohl nicht und ich wurde mit unserem vierten Wunder schwanger. Nach dem Urlaub (ich spürte irgendwie sofort, dass ich schwanger sei) bin ich sofort zum Frauenarzt. Dieser bestätigte mir mein Gefühl. Ich wusste nicht so recht ob ich mich freuen sollte oder weinen. Weinen, weil ich Angst vor der Geburt hatte.

 

Bekomme ich einen Wunschkaiserschnitt? Ich bin ja kein Superstar?

Nach einer einfachen normalen Geburt und zwei dramatischen Risikogeburten entschloss ich mich für einen Wunschkaiserschnitt.

Ich war nun also in meiner vierten Schwangerschaft damit beschäftigt, eine Klinik zu finden, welche mich berät und mir die Möglichkeit gibt, mein Kind per Wunschkaiserschnitt zur Welt zu bringen. Ich schwöre dir, es ist gar nicht so einfach. Vor allem wenn man schon drei Kinder auf normalem Wege zur Welt gebracht hat.

Im Umkreis von 30 km fragte ich bei vier Kliniken an. Ich bin selbstverständlich nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen, sondern habe ganz vorsichtig im Beratungsgespräch das Thema „Wunschkaiserschnitt“ angesprochen. Mir wurde dann bei allen Kliniken im Beratungsgespräch das Gleiche gesagt:
„Sie haben drei Kinder auf normalen Wege zur Welt gebracht, dann schaffen Sie das Vierte auch noch.“
Okay!? Obwohl ich zwei Risikogeburten hatte!? Ich war enttäuscht und hatte Angst, große Angst.
Angst während der Geburt mein Kind zu verlieren und was ist mit mir?
Was ist wenn mir etwas passiert? Meine drei großen Kinder brauchen doch ihre Mama?
Nun blieb mir nichts anderes übrig, als in meiner Heimatstadt und in der Thüringer Landeshauptstadt nachzufragen. Aber auch hier wurde mir gesagt: „Nein, einen Wunschkaiserschnitt machen wir hier nicht!“
Ich fragte mich so langsam, wie alle anderen das machen?
Muss man ein „Superstar“ sein?
Muss ich nach München, Berlin oder Hamburg reisen um zu entbinden?

Ich war bereits in der 30. Woche und wusste, dass ich einen weiteren Sohn bekommen würde. In meinem Kopf machte sich so langsam der Gedanke breit, keinen Wunschkaiserschnitt zu bekommen.

Je näher nun also der Geburtstermin rückte, desto mehr Angst bekam ich. Ein Besuch bei meinen Eltern änderte aber schlagartig mein Problem. Die Tochter der Nachbarin hatte in einem nahe liegenden Krankenhaus einen Wunschkaiserschnitt durchführen lassen. Sie war sozusagen meine Rettung. Ich löcherte sie mit Fragen und sie gab mir die Kontaktdaten.

An diese Klinik mitten im Thüringer Wald hatte ich gar nicht gedacht. Ein Termin war schnell telefonisch vereinbart, mein errechneter Entbindungstermin war der 02.04. Ende Februar wurde mir also im 50 km entfernten Krankenhaus der Kreisssaal, OP und die Entbindungsstation gezeigt. Ich erzählte den Schwestern, Hebammen und auch der Ärztin meine Geschichte. Alle waren so lieb und verständnisvoll. Die Frauenärztin untersuchte mich ausgiebig und stimmte dem Wunschkaiserschnitt zu. Ich bekam das Geburtsdatum von meinem Baby schwarz auf weiß, der 22.03. sollte es sein. Dabei hatte ich ein komisches Gefühl und überlegte, ob ich das Richtige tue.
Spiele ich Gott?
Ist es gut für mein Kind?
Was ist wenn es noch nicht so weit ist?
Ich wurde selbstverständlich auch über Risiken des Kaiserschnittes aufgeklärt. Auch das man sich nicht gleich um sein Kind kümmern kann. Die Ärztin sagte aber, man könne selbstverständlich auch eine normale Geburt probieren und wenn es nicht geht in einen Kaiserschnitt übergehen. Ich unterschrieb daraufhin die vielen Papiere und sollte am 21.03. um 16 Uhr auf Station sein. Am 22.03. früh um 6:00 würde die OP beginnen.
Nun war alles für meinen Wunschkaiserschnitt vorbereitet.

 

Es kommt immer anders als man denkt

Am 21.03. fuhr ich mit meinem Freund und meinem Sohn ins Krankenhaus.
Am nächsten Tag sollte früh um 6:00 Uhr der Wunschkaiserschnitt durchgeführt werden. Aber es kam alles anders als gedacht.
Die Hebamme holte mich zum CTG-Schreiben und da platzte ganz unerwartet meine Fruchtblase, jetzt musste es schnell gehen! Es setzten auch sofort Wehen ein.

Für mich war dieser Moment beruhigend, während um mich herum totaler Stress herrschte.Mein Kind hatte sich also selbst entschieden wann es zur Welt kommen möchte. Der OP wurde vorbereitet. Mein Freund brachte meinen Sohn zu meinen Eltern und war Gott sei Dank pünktlich mit meiner Schwester zurück.

Nun lag ich Punkt 18 Uhr auf dem OP – Tisch und es ging los. Ich hatte eine Rückenmarksspritze, eine Spinalanästhesie bekommen, die war wirklich sehr unangenehm. Meine Beine und mein Unterleib fingen fürchterlich an zu kribbeln. Aber es dauerte nicht lang, da spürte ich gar nichts mehr.
Während der OP merkte ich nur einen Druck auf den Magen und immer mal ein ruckeln, ansonsten nichts. 18:16 Uhr wurde mein viertes kleines Wunder per Wunschkaiserschnitt auf die Welt geholt. Man legte ihn mir auf meinen festgeschnallten Arm. Es war so schön ihn zu sehen, ihn zu spüren, denn das hatte ich bei meinen normalen Geburten beim zweiten und dritten Kind nicht.
Ich glaube das ist wirklich das schönste Gefühl, wenn du als Mama dein Baby zum ersten Mal im Arm hast. Nach ein paar Minuten wurde mein kleiner Mann aber ins Nachbarzimmer zur Untersuchung gebracht. Meine Schwester stand dort schon bereit um mit nach ihm zu sehen.

Gegen 19:00 Uhr war die OP dann beendet. Mir hat vorher niemand gesagt, dass das zunähen 45 Minuten dauert. Für meine Schwester waren die 45 Minuten toll, sie hatte ihren kleinen Neffen auf ihrer Brust liegen. Wir hatten das vorher so abgeklärt, da wohl die Herzen von Geschwistern ähnlich schlagen. Mir war es wichtig, wenn er schon nicht auf meiner Brust liegen kann, dann wenigstens auf der meiner Schwester. Die zwei haben übrigens ein sehr inniges Verhältnis.

 

Nach dem Kaiserschnitt

Schmerzen? Ja, ich würde sie mit einem starken Muskelkater vergleichen. Am Morgen nach dem Kaiserschnitt kam der Chefarzt zu mir, schaute sich die Narbe an und sagt ich könne sofort aufstehen. Aufstehen war jedesmal eine Überwindung, aber es hat geklappt. Den Katheder habe ich mir Mittags entfernen lassen, da war ich gezwungen auch zur Toilette zu gehen. Was es einfacher machte schneller wieder auf die Beine zu kommen. Meinen Kleinen hatte ich die ganze Zeit bei mir. Hilfe brauchte ich nur, wenn ich ihn in sein Bettchen legen wollte. Denn mit Baby aufstehen ging gar nicht. Stillen, wickeln, waschen und alles was man so macht, habe ich trotz Kaiserschnitt-Narbe selbst gemacht. (Es ist nicht jeder gleich, ich hatte wohl Glück). Ich durfte nach 3 Tagen das Krankenhaus mit meinem kleinem Prinzen verlassen.

 

Spätfolgen? Wie ist die Narbe verheilt ?

Der Wunschkaiserschnitt ist nun 3 ½ Jahre her. Ich habe keine Spätfolgen. Im Bereich der Narbe ist die Haut etwas taub, was mich aber nicht wirklich stört.
Die Narbe wurde gut vernäht, ähnlich wie eine Zaubernaht beim Nähen. Ich spüre sie nicht, auch nicht bei Wetterumschwung.

 

Würde ich mich nochmal so entscheiden ?

Ja, auch wenn ein Kaiserschnitt risikoreich ist. Für mich war es der richtige Weg und den richtigen Weg muss jeder für sich selbst finden.

 

Wir danken Sandra für den Bericht über ihren Weg der Entbindung. 

Wie stehst du zu einem Kaiserschnitt? Hattest du vielleicht selbst einen oder kennst Mütter, die einen wollten oder einen ungeplant bekommen mussten? Gern kannst du dich zum Thema im Kommentarfeld äußern.