Es ist Sonntagmorgen und wir sitzen am Tisch. Gemeinsam frühstücken wir in seeliger Runde bis die Kids fragen, ob sie aufstehen dürfen. Klar, schließlich haben sie gegessen und können nun spielen. Ich sitze meinem Mann gegenüber und wir zücken unsere Handys. Er liest Nachrichten – ich schaue bei Insta. Reden? Nein, das tun wir nicht. Viel zu interessant scheint es, was gerade in der Welt passiert. Finde den Fehler…

Eine Stunde später, oder waren es nur 20 Minuten? Wer weiß das schon! Groß P. kommt auf uns zu und fragt etwas. Wir sitzen beisammen, blicken kurz auf und ich antworte ein dumpfes „hm, ja.“. Was er gefragt hat, weiß ich gar nicht so recht. Zu tief versunken war ich in den Fluten des Smartphones. 5 Minuten später, oder sind es 15? (Wer weiß das schon) streiten sich die zwei Brüder. Ich blicke entnervt hoch. Nicht einmal 15 Minuten Handy sei einem gegönnt, oder war es etwa länger? Ich antworte entnervt, dass sie doch endlich aufhören mögen sich zu streiten. Finde den Fehler…

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Ich koche Mittagessen nach Rezept von Pinterest. Das Handy liegt neben mir und ich lese das Rezept ab. Och schau an: Eine Freundin schreibt mir gerade. Ich öffne die Nachricht und lese. Wow, was da alles los ist. Das Essen brennt mir an, ich merke es zunächst nicht. Finde den Fehler…

Groß P. sitzt in seinem Zimmer. Überall liegt Lego verteilt. Ich bin genervt und sage, dass er es aufräumen soll. Er berichtet davon, dass er doch aber gefragt habe, ob er alles auskippen darf. Finde den Fehler…

Ich setze mich ins Zimmer und da vibriert mein Handy. Ach da ist ja die Mail auf die ich gewartet habe. Ich stehe auf und will nach unten, als ich in die Bausteine trete, während ich noch ins Smartphone starre. Finde den Fehler…

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Es ist wohl Ironie an sich, dass ich als Mamabloggerin so einen Text verfasse. Es ist wohl auch etwas kurios, dass genau ich die „Generation Smartphone Eltern“ verkörpere bzw. verkörperte, über die ich nun schreibe, aber vielleicht ist es nicht nur kurios, sondern auch eine Botschaft & Wachrütteln.

Noch bis vor Kurzem ging es mir tatsächlich genau wie oben beschrieben. Ich schaffte es nie offline zu sein. Ich war immer irgendwie „da“. Mein Handy stand ständig auf Empfang. Man wollte für den Blog nichts verpassen und überhaupt und sowieso hatte man das Gefühl, dass etwas fehlt, wenn man per Whats App und Co. nicht direkt erreichbar war.  Als ich aber merkte, wie negativ sich mein Konsum auf die Kinder auswirkte, zog ich einen Schlussstrich. Es musste sich etwas ändern.

Wir hören ihnen gar nicht mehr zu…

Vielleicht denkst du gerade, dass es doch nicht schlimm ist, wenn man Handys nutzt, während die Kids daneben sitzen. Nein, das ist es natürlich nicht und irgendwie gehört es auch dazu in der heutigen Zeit. Jedoch habe ich festgestellt, dass man mit dem „online-sein“ gleichzeitig den Kindern gegenüber „offline geht“. Nicht selten erwischte ich mich dabei, dass ich ihren Fragen gar nicht richtig zuhöre, Dinge gar nicht richtig mitbekommen habe oder Situationen falsch einschätzte. Häufig resultierten daraus Genervtheit, Missverständnisse und Unstimmigkeiten und ich selbst fühlte mich ständig wie unter Strom gesetzt.

Als mich mein Großer mal dezent darauf hinwies, dass ich doch nicht immer in mein Handy schauen soll, sondern auch mal ihm zuhören, fuhr mir eine Schauer bis ins Mark. War ich wirklich so gefesselt, dass ich gar nicht merkte, wie oft ich das Handy am Mann hatte? Die Tage darauf beobachtete ich mich kritisch und war über mich selbst erschrocken. Klar gehören die Medien heute einfach dazu, aber dieses  „Handy am Mann haben“ ist doch etwas anderes als permanent darauf zu starren oder die Timeline zu erneuern. In den Tagen darauf setzte ich mir feste Medienzeiten und siehe da, ich fühlte mich freier und wieder mehr „im Leben“. Wenn ich morgens oder abends dann das Handy rausholte, überkam mich kein schlechtes Gewissen. Im Gegenteil: Ich stellte sogar fest, dass man nichts verpasst. Okay, vielleicht 4 Bilder bei Insta, 3 Posts bei Facebook und 4 Pins, aber hey mal ehrlich: Das ist doch an sich total egal!

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offline gehen und bei deinen Kindern wieder mehr online

Die Lösung ist so einfach. Man muss es einfach nur machen und Disziplin haben. Durch das Einführen fester Offlinezeiten ist klar, dass das Handy lautlos ist, sobald die Jungs das Haus betreten. Es bleibt solange aus, wie sie bei mir sind bzw. sie ins Bett gehen. Allen wichtigen Menschen im Leben habe ich meine private Rufnummer gegeben, damit ich sicher gehen kann, dass ich in Notfällen trotzdem erreichbar bleibe. Für den Blog ist alles so vorgeplant, dass ich nicht wesentlich am Handy rumklimpern muss und maximal kurz bei Insta 1-3 Fotos über den Tag hochlade. An den Wochenenden ist das Handy sogar häufig den ganzen Tag in der Küche oder Handtasche während wir gemeinsame Zeit verbringen und ich kann es nur ganz fett schreiben: ES BEFREIT, ES IST SCHÖN und ES MACHT LUST AUF NOCH WENIGER HANDY und soll ich dir etwas verraten? Kein Mensch merkt es, dass ich weniger „präsent bin“, aber meine Kinder merken, dass ich da bin – nicht nur körperlich, sondern auch geistig und genau das ist mir wesentlich wichtiger als 5 Klicks mehr durch das WWW.

<3 Sabrina

 

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