Es ist noch gar nicht so lange her, da bemerkte ich bei mir selbst, wie oft ich den Kindern gegenüber laut wurde. Sie tobten durch die Wohnung und ich hatte das Gefühl, dass ich nur mit einem scharfen, lauten Ton mir ein Gehör verschaffen könne. Das ging eine ganze Weile so, bis ich ehrlich zugegeben von mir selbst angenervt war. Du wirst dir nun vielleicht denken: „Kann man von sich selbst genervt sein?“. Ja, das kann man und ich war anscheinend ein Talent darin mich selbst mit meinem Rumschreien zu nerven. Zudem laugt es irgendwie aus, wenn man ständig „Puls 180“ hat und sich wie eine Maschine benimmt. Also nahm ich mir fest vor mein Verhalten zu bessern und dem Genervtsein den Kampf anzusagen. Dabei entdeckte ich ein paar Schräubchen, die man drehen muss und schon flutscht die Sache mit der Erziehung besser…

meine 10 Schlüssel für eine entspannte Erziehung ohne schreien mamablog

#1 Die Kind-Genervtheit-Schrei-Formel

Glücklicherweise ist mir ein Licht aufgegangen: Schreie ich weniger, bin ich selbst entspannter. Bin ich selbst entspannter = Kinder entspannter. Ich möchte nun hier nicht erzählen, dass wir eine Friede-Freude-Eierkuchen-Familie sind, aber die negativ behafteten Momente haben doch stark abgenommen. Das Tolle dabei ist: Jeder kann das, man muss es nur wollen. Und das Zweittollste ist: Kinder ahmen nach und merken natürlich, dass es wesentlich leiser zu Hause zugeht. Die Frage ist nun, wie kommt man zum Punkt „entspannter werden“.

#2 Präventionsmaßnahmen

Früher habe ich aus meiner Sicht nicht genug deeskalierend gewirkt und gedacht. Ich wusste, dass die Kinder abends müde im Bad stehen und irgendwann an den Punkt kommen überdreht zu sein. Trotzdem haben wir lange keine Zeiten angepasst. Ich wusste auch, dass die Kids morgens einfach länger brauchen, bis sie wach sind und im Bad trödeln. Auch da dachten wir lange nicht daran einfach eher aufzustehen. Die Lösungen sind manchmal so einfach und doch erkennt man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Es wurde das Essen nicht gegessen, weil Joghurt auf dem Tisch stand. Nun ist der Joghurt weg und wird nach der Mahlzeit „zugeteilt“. Der Mittlere stritt mit dem Großen um Fahrzeuge. Nun gibt es vorab Vereinbarungen wer wie lange und mit was spielen möchte. Schlussendlich kann man also sagen, dass etliche Knackpunkte schon vorher beseitigt werden können und gerade wir Eltern kennen die Gründe, warum es oft Ärger gibt bei den Kindern.

#3 selbst mal Kind sein

Leider vergesse ich viel zu oft, dass ich selbst einmal ein Kind war. Dabei hilft es mir extrem, wenn ich mich versuche in meine kleine Sabrina zu versetzen und zu überlegen, wie ich damals selbst war, wie ich reagiert hätte und was ich mir gewünscht habe. Oftmals ist es gar nicht so weit von dem Weg, wie sich nun meine Kids verhalten oder was sie sich wünschen. Erstaunlicherweise erkenne ich sogar ein paar „Macken“ 1zu1 in meinen Kindern wieder. Es ist eigentlich irrsinnig darauf (also um genau zu sein: auf sich selbst) sauer zu sein, oder? Wir sind es aber trotzdem oft genug.

smartphone offline handynutzung

#4 Gleichgesinnte suchen

Es tut gut sich auszutauschen und mit anderen Müttern darüber zu sprechen, welche Erfahrungen sie gemacht haben und welche Wege sie gefunden haben. Ich rede mit Freundinnen ehrlich über Probleme mit den Kindern oder auch mit meiner eigenen Mutter und ich frage auch oft nach, wie ich selbst als Kind so gewesen bin. Zudem liegen hier ein paar Bücher rum, die mir zeigen, dass ich ganz normale Probleme einer Mutter habe.

Eines davon ist wirklich zum Schreien komisch. Dort beschreibt eine Mutter manchmal etwas überspitzt, wie sie es geschafft hat nicht mehr auszurasten und schildert Situationen, wie sie zum Beispiel in eine Kloschüssel hinein brüllt, nur um die Kinder nicht mehr anzuschreien. Das Buch gibt es bei Amazon unter: http://amzn.to/2sGlpo3*

Buch Erziehen ohne ausrasten

#5 Situationen besser beobachten

Auch hier habe ich dazu gelernt. Ich habe mich so oft dabei erwischt, dass ich gar nicht richtig „in der Situation war“ oder Dinge nur am Rande wahrgenommen habe, manchmal sogar überhört oder gar vom Telefon abgelenkt, sodass ich Situationen entweder fehl interpretiert habe oder gar nicht erst mitbekommen habe. Das Resultat daraus kann man sich vorstellen: Kind A streitet mit seinem Bruder wegen eines Spielzeuges. Es geht hin und her bis es eskaliert. Würde man beobachten, könnte man regulierend eingreifen oder zumindest einschätzen, warum es eskaliert ist und dementsprechend aufklären. So ist eine Beurteilung gar nicht möglich und eine Mutter, die dann wie angstochen rumschreit: „Seid doch endlich mal still!“, hilft weder dem Kind A noch dem Kind B, denn es löst den eigentlichen Konflikt ja gar nicht, macht aber oftmals die Situation umso schlimmer.

#6 sich aktiv Auszeiten gönnen

Früher habe ich viel zu wenig auf mich geachtet. Es drehte sich alles um die Kinder und ich hatte den Ansporn stets da zu sein und zu funktionieren. Heute ist das anders. Ich gönne mir Auszeiten! Ja, ich gönne mir einmal wöchentlich MEIN Vollbad und da möchte ich nicht, dass mir ein Plastikboot entgegen schwimmt oder mir bunte Badeperlen ins Wasser gekippt werden. Ja, ich bestehe am Wochenende darauf, dass ich mit meinem Mann nach dem Frühstück noch 30 Minuten sitzen bleiben kann, um auch mal mit ihm ein zweisames Gespräch zu führen. Das Alles tue ich für mich und zweitrangig dafür, dass es hier funktioniert und wenn es mir gut tut Freundinnen zu besuchen oder beim Frisör zu sitzen, dann ist das MEIN Empfinden und dann vertrete ich meine Ansicht und stehe dahinter. Mir wurde mal gesagt: Nur wer mit sich selbst im Reinen ist, kann das auch mit anderen sein…irgendwie ist meiner Meinung nach da etwas dran. Zum rein sein, gehört für mich wiederum vor allem eines dazu: Zufriedenheit.

essen mit kindern3

#7 seinen Standpunkt vertreten

Genauso wichtig ist es für mich aber auch klare Absprachen einzuhalten. Wir haben vor einiger Zeit abends noch einen kurzen Film auf dem Tablet geschaut (wir haben keinen TV…) und stellten fest, dass das kurz vorm Bettgehen die Kids eher aufwühlt, als dass sie runterfahren können. Also wird nun abends nichts mehr geguckt und diese Filmzeit vor das Bettgehprogramm geschoben. Die Kids finden es blöd. Es ist ihnen egal, dass sie viellicht dafür schon 17 Uhr etwas schauen durften, aber wir bleiben bei unserem Standpunkt. Wir erklären ihnen auch logisch, warum wir das so beschlossen haben und ganz nebenbei stelle ich fest, dass es wirklich einfacher funktioniert, wenn die Kids wissen: „Okay, sie sagt das jetzt nicht nur für heute mal so, nein, sie bleibt dabei.“ Nach 3-4 Tagen wurde nicht mehr gefragt abends, auch wenn es sicher immer noch doof ist für die Kids, dass sie nun kein „TV im Bett“ mehr haben.

 

#8 ist-es-wirklich-wichtig-Überlegungen

Okay, ich gebe es zu: Ab und an (vielleicht früher sogar sehr häufig) habe ich manchmal aus Mücken Elefanten gemacht. Ich bin von Berufung „Dramaqueen“ und ich kann mich prima in Nichtigkeiten hineinsteigern oder denke bei Problemen über zwanzigtausend Lösungsansätze nach. Teilweise hat es bei mir gereicht, dass sich die Kinder nass gemacht haben, obwohl das Shirt keine 2 Minuten an war. Mich haben offen gelassene Klodeckel aufgeregt. Ich habe es gehasst, wenn die Türen nicht geschlossen wurden und mich hat es super aufgeregt, wenn das Kind sichtlich auf Toilette muss, aber einfach nicht geht. Ich hätte schreien können, wenn das Kind Freunde zu Besuch hat und das zuvor aufgeräumte Kinderzimmer einem Mienenfeld glich. Es gab für mich viele kleine Punkte, die aus heutiger Sicht total überflüssige Aufregung waren. Manche dieser kleinen Punkte erledigen sich sogar von selbst oder es folgt eine Konsequenz ohne mein Zutun. Geht das Kind nicht aufs Klo ist die Hose eben nass und es muss sich umziehen und waschen. Ist ein Shirt vollgematscht, dann ist das heute kein Grund mehr für Unmut. Ich erwarte dann einfach eigenständiges Umziehen (je nach Alter natürlich). Dass die Türen nicht geschlossen werden, nervt auch heute noch, aber mich nervt es viel mehr ständig daran zu erinnern. Ich schließe die Türen einfach selbst im Wohnbereich. Das Kinderzimmer? Tja, da verweise ich dann mal einfach an Punkt #3!

kinder chaos

#9 Kompromissbereitschaft

Ich bin keine Mama, die für eine laissez-faire Erziehung spricht (= neutral / passiv dem Kind gegenüber). Ich denke schon, dass es wichtig ist, dass meine Kinder ein Leitbild, Vorbild, einen Beschützer, Behüter, Vormacher oder wie auch immer brauchen. Ich bin aber auch keine autoritäre Persönlichkeit. An der autoritären Erziehung ( = das Meiste läuft hier über Fremdbestimmung der Eltern ) gefällt mir einfach nicht, dass meiner Meinung nach zu massiv in die Entscheidungsmöglichkeiten des Kindes eingegriffen wird.Ich lebe also ein Mittelding. Wenn ich im Netz nach Erziehungsstilen suche, finde ich mich wohl am meisten im Bereich: demokratischer Erziehungsstil wieder. Dabei spielt das Thema Kompromissbereitschaft eine große Rolle.

Ich habe früher oft als Erziehungsversagerin gefühlt, weil ich „kleinbei“ gegeben habe. Für mich fühlte sich nachgeben einfach falsch an und es schwebte mir immer ein „Na, wenn sie das später mal nicht ausnutzen werden mit.“ Irgendwann wurde mir aber bewusst, dass mein Nachgeben gar kein Nachgeben ist, sondern vielmehr ein „in der Mitte treffen“. Kompromissbereitschaft bedeutet für mich aber auch, dass ich eine Bereitschaft habe, aber eben keinen Kompromisszwang. Natürlich gibt es Dinge, die hier nicht diskutiert werden (Zähne putzen, waschen, in die Schule gehen…), aber es ist für mich nicht mehr verwerflich mit meinen Kindern „in Verhandlung zu gehen“. Voraussetzung ist dafür natürlich, dass beide Seiten ehrlich in die Verhandlung gehen und das Ausgehandelte dann auch verbindlich ist. So wurde hier z.B. verhandelt, dass an Tagen mit D der Spielplatz aufgesucht wird. Die Kinder möchten jeden Tag auf  den Spielplatz. Wir Erwachsenen möchten eigentlich gar nicht dahin 😀  So wurde ein Kompromiss beschlossen. Hinzu kommen viele Kleine Kompromisse im Alltag: Das Kind wünscht sich ein besonderes Essen. Dann beziehe ich es beim Kochen mit ein. Möchte es länger wach bleiben, dann wird eine Zeit vereinbart und ausgemacht, dass es sich trotzdem vorher bettgehfertig macht. Kompromisse zu finden ist nicht immer leicht, aber es trägt eindeutig zur Harmonie bei ,wenn alle Seiten ein bisschen „abgeben an die andere“.

10# Ersatzhandlung finden, wenn es mal richtig schlecht läuft…

Ich bin keine Supermom und ich bin auch nicht unendlich belastbar. Sind wir doch mal ehrlich: Es gibt Tage, da läuft es einfach nicht und da fühle ich mich mies und das darf ich dann auch. Wichtig ist für mich nur geworden diesen innerlichen Groll nicht an den Kindern auszulassen, zumindest nicht unverschuldet. Sollte mein Kind mal richtig (Verzeihung der Wortwahl) Scheiße bauen, dann kann ich das natürlich kundtun und ihm auch mit Nachdruck verklickern, dass das absolut neben der Spur ist, aber realistisch betrachtet sind die Momente, in denen anschnauzen, vollblöffen und und und gerechtfertigt wären wirklich verschwindend gering. Ja, mir ist wichtig meinem Kind zu sagen, was in meinen Augen gerade nicht passt, aber es anzuschnauzen bringt weder mir noch ihm etwas. Habe ich dann doch mal richtig kacke Momente, wo ich am liebsten total ausrasten würde (mit Türe schmeißen usw.) versuche ich einfach der Situation erstmal Raum zu verschaffen, indem ich das Zimmer verlasse. Es gibt Momente, da kann man auch beim besten Willen nicht direkt ruhig und sachlich antworten, aber emotional loszuschießen ist oft auch ein Schuss nach hinten. Ich gehe dann sehr oft in den Garten oder manchmal knalle ich mich ins Bett und verschnaufe. Auch habe ich mir angewöhnt mit offenen Karten zu spielen: „Ich bin heute leicht reizbar und schlecht drauf, weil …“ Gerne lese ich auch Bücher, die mich „erden“ oder Blogbeiträge, die mir zeigen, wie wertvoll Familie doch ist.

In solchen Momenten ist es aber auch ein Geschenk auf seinen Partner zählen zu können. Mein Mann erkennt diese Situation bei mir genauso gut, wie ich sie bei ihm und so ist es eine Art Teamplay geworden: Gegenseitig aus der Patsche ziehen. Wir gehen sogar so weit, dass wir uns bestimmte Aufgaben zuteilen. Ich weiß, dass er ein Morgenmuffel ist, also bin ich seit ein paar Wochen für die Kinder morgens im Bad zuständig. Er übernimmt diese Aufgabe dafür abends, weil er weiß, dass ich mit müdem, weinenden Baby leichter die Nerven verliere, wenn beim Zähne putzen mal wieder geblödelt wird. Ich merke es allen von uns an, dass es entspannter zugeht und auch daran, wenn wir von anderen als locker beschrieben werden. Ja, dann nicke ich innerlich und denke mir: „Ja, das sind wir wirklich geworden…“

Mamahoch2 Nachmittag Alltag7

weiterer Buchtipp: Bevor ich nun endlich einen Punkt mache, möchte ich gerne noch ein Buch empfehlen. Ich weiß, dass manche Jesper Juul nicht mehr hören können, aber der Mann hat in meinen Augen in vielen Punkten einfach verdammt recht und tolle Ansätze: http://amzn.to/2ss34Jb*

Buch_leitwölfe sein

Wie siehst du das? Schreist du auch manchmal? Hast du Entspannungsmethoden entwickelt? Gerne kannst du einen Kommentar dazu hinterlassen.

meine 10 Schlüssel für eine entspannte Erziehung ohne schreien mamablog kinder mama

Sabrina