Vor einiger Zeit war das Kinderzimmer bei uns ein wahres Streitthema. Es eskalierte mehrmals im Monat und immer genau dann, wenn es um den Punkto „Kinderzimmer aufräumen ging“. Der Große sah keinen Sinn darin aufzuräumen und störte sich nicht an der Unordnung. Der Kleine verstand gar nicht, was das mit dem Aufräumen auf sich hatte und erkannte auch nicht, warum mir ab einem gewissen Punkt das Chaos zu groß schien. Heute bin ich deutlich gelassener. Seitdem ich Situationen vielmehr hinterfrage, fällt es mir wesentlich leichter, gelassener zu bleiben. Mit diesem Beitrag will ich dir Tipps geben, wie man das Thema Kinderzimmer angehen kann und welchen Weg ich gefunden habe, damit das Aufräumthema nicht mehr zur Eskalation führt.

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Wer räumt schon gerne auf?

Okay, sicherlich gibt es Menschen auf diesem Planeten, die absolut gerne, ständig und überall aufräumen. Realistisch betrachtet zählen sie jedoch zu einer Minderheit und bestätigen somit die Regel: Die meisten Menschen sehen Aufräumen als eine Arbeit / Aufgabe / Pflicht an, die sie erfüllen, um sich wohl zu fühlen. Manchmal kommt es mir vor, als sei es die kleine geheime Mission aller Eltern, die Kinder zu ordnungsliebenden Menschen zu erziehen. Liebend ist hier das Zauberwort, denn: Was man liebt das macht man gerne, oder etwa nicht? Das Problem dabei ist nur, dass wir in der eigenen Kindheit ziemlich oft mit dem Thema Aufräumen konfrontiert waren und wenn ich mich im Freundeskreis umhöre, dann geht es den meisten Menschen wie mir: Aufräumen verbinden wir mit einem negativen Gefühl. Meiner Meinung nach ist genau das der Haken und es schließt sich der Kreis. Ich selbst kenne 2 Personen, die gerne aufräumen und wenn ich sie frage, wie es früher war, höre ich zu meinem Verwundern „Meine Mutter hat immer aufgeräumt“

Mit sich selbst kritisch ins Gespräch gehen…

Früher habe ich dumme Dinge gesagt, wie: „Wenn du jetzt nicht aufräumst, werfe ich deine Sachen in den Müll.“ (emotionale Erpressung / Drohung). „Es gibt heute keinen TV mehr!“ (willkürliche Strafe). „Du bleibst so lange da oben, bis es aufgeräumt ist“ (Erpressung / Isolation). Das sind nur einige Beispiele, die meine Verzweiflung zum Ausdruck brachten. Ich will mich nicht heraus reden. Ich ärgere mich heute total darüber die Kinder auf diese Weise manipuliert zu haben. Was ich damit geschaffen habe, wurde mir erst später klar: Aufräumen wurde allein durch mich zu einer ganz lästigen, blöden, nervigen Sache, die dazu führt, dass die Kinder negative Folgen in 99% der Fälle erleben. Ich bin in Muster gefallen, die ich in mir drin hatte, die ich so selbst kannte. Ich habe darüber nachgedacht und einfach keine andere Lösung zu sehen. Wie sonst soll (m)ein Kind aufräumen lernen?

Nun sehe ich das anders. Ich erkannte, wie oft ich herum schrie, wie sehr ich versucht habe, die Kinder durch Erpressung (das ist es nämlich) zu dem von mir gewünschten Verhalten zu bringen. Ich merkte, dass es mich selbst belastete und dass es das Verhältnis verschlechterte. Das Thema aufräumen glich einer tickenden Zeitbombe und wir alle waren genervt davon. Als ich mich mehr und mehr mit der bedürfnisorientierten Erziehung befasste, erkannte ich den springenden Punkt: Es war mein Bedürfnis Ordnung zu haben, aber nicht das Bedürfnis meiner Kinder. 

Ich wollte also, dass meine Kinder mein Bedürfnis nach Ordnung erfüllten und dabei lies ich ihre eigenen Bedürfnisse vollkommen außer Acht. Du sagst dir nun sicher innerlich: Na ja aber es muss ja aufgeräumt werden und sie müssen es doch lernen, wie soll es sonst gehen. Ja, damit hast du recht, aber für mich kommt es heute vielmehr auf das WIE an.

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Sind wir doch mal ehrlich…

Unsere Kinder haben nicht die ganzen Spielzeuge angeschafft. Das waren wir oder unsere Verwandten und Bekannten. Auch haben sie nicht entschieden, dass Mama nun 150 m² am Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag putzen muss. Das haben wir selbst uns so ausgesucht. Sie haben auch nicht die Familie am Wochenende zum Mittagessen eingeladen. Das haben wir gemacht. Ja, wir haben sogar ihre Möbel fürs Kinderzimmer ausgesucht und dieses eingeräumt. Deshalb bin ich heute zugegeben der Meinung: Wenn ich es unordentlich finde, ist es vorrangig mein Problem für Ordnung zu sorgen und nicht das meiner Kinder. Das klingt jetzt zunächst hart und ich weiß, dass man direkt das Gefühl hat Luft zu schnappen und etwas mit „Aber…“ zu erwidern.

Aber ehrlich betrachtet: Es war uns klar, dass Autos, Barbies oder was auch immer rumliegen werden in dem Moment, als wir es gekauft haben. Darüber hinaus kann ein Kind (wir reden jetzt von Kleinkindern und Kindern im Grundschulalter) Tragweiten einfach noch nicht so gut abschätzen. In dem Moment, wenn ein Kind einen Wunsch äußert: „Das hätte ich gerne.“, denkt es nicht über Tragweiten und Verpflichtungen nach, die sich daraus ergeben könnten und doch haben wir eine wundervolle Möglichkeit die Kinder dennoch zum Helfen einzuladen. Wie Jesper Juul schon erkannt hat: Ein Kind ist kooperativ. Das schreibe ich nicht einfach so. Diese Auffassung wurde mittlerweile schon mehrfach wissenschaftlich untersucht und durch Studien nachgewiesen. Unsere Aufgabe als Eltern sollte es sein diesen Kooperationswillen nicht kaputt zu machen.

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Was soll denn passieren, wenn wir Eltern aufräumen?

Nun musste ich mir oft anhören: „Ja, aber dann lernen es deine Kinder ja nie und es gibt einfach unliebsame Pflichten im Leben, die man hat und die man umsetzen muss. Später lernen sie das nicht mehr.“ Ich bin der Meinung, dass Lernen vor allem etwas mit wollen zu tun hat und mit Lust. Klar kann ich meine Kinder nun zum Aufräumen bringen indem ich sage: „Es ist eure verdammte Pflicht“. Aber was ist, wenn sie die von mir auferlegte Pflicht nicht erfüllen wollen? Wenn sie darin gar keinen Sinn sehen? Wir reden hier von Kindern unter 11 Jahren. Ja, dann findet man sich ganz schnell im Drohen wieder. „Wenn du jetzt nicht aufräumst, dann…“. Schon ist es passiert und Aufräumen ist etwas Lästiges, etwas schlechtes, etwas, dass keinen Spaß macht und für Ärger sorgt. Noch viel weiter gesponnen, was passiert, wenn sich das Kind komplett verweigert? Dann braucht es eine Steigerung von „dann komme ich mit dem Müllsack“ oder „dann darfst du keinen TV schauen.“ Was dann? Was soll die Steigerung sein oder sind es dann doch nur leere Worthülsen, die dem Kind zeigen, dass ich nicht hinter meinen Worten stehe? Was hat ein Kind davon zu hören, dass es eben lästige Pflichten gibt und Aufräumen dazu gehört? Wer macht es denn zur lästigen Pflicht? Wir Eltern.

Realistisch betrachtet mache ich mir überhaupt keine Gedanken darüber, dass meine Kinder das Aufräumen nicht lernen könnten. Wenn sie eines Tages eine eigene Wohnung haben, sind sie ohnehin für ihr Reich komplett alleine verantwortlich. Spätestens dann liegt (und eigentlich schon viel eher in der Teeniezeit) das Thema Ordnung der eigenen 4 Wände ihrem „Verwaltungsbereich“. Durch das Vorleben und gemeinsame, freiwillige Aufräumen nehmen sie bestenfalls eine Idee davon mit, wie es sein könnte.

Wie geht denn nun aufräumen ohne Streit?

Nach meinem ganzen Drumherum-Geschreibe, möchte ich nun meine persönlichen Tipps geben, wie wir Kinder zum Aufräumen animieren können und der Streit darüber ein Ende haben kann.

#1 Minimalismus lässt grüßen

Wir haben schon vor längerer Zeit häufiger über das Thema Ausmisten und Minimalismus berichtet. Es tut gut das Kinderzimmer (gerne auch gemeinsam mit den Kids) einmal gründlich auszusortieren.

  1. Mehr Ordnung im Kinderzimmer
  2. Kleiderschränke kindgerecht
  3. Ausmisten und Familienalltag erleichtern

Der Vorteil liegt dabei ganz klar auf der Hand: Weniger Zeug, das rumliegen kann, macht weniger potenzielle Unordnung. Vor einiger Zeit habe ich mir deshalb nach vielfacher Empfehlung das Buch von Marie Kondo „Magic Cleaning“* gekauft und kann es wirklich nur empfehlen nicht nach Räumen, sondern nach Kategorien auszumisten. Bei Spielsachen bin ich der Meinung, dass die Kinder gefragt werden sollen, wenn es ums Wegwerfen oder Verkaufen geht. Sachen, die meiner Meinung nach nur Rumliegen, landen auch gerne testhalber auf dem Dachboden, bis ich dann irgendwann frage, ob sie entsorgt werden dürfen. Der Große hat ebenso längst verstanden, dass sich mit nicht bespielten Sachen noch bares Geld verdienen lässt und beauftragt mich regelmäßig zum Verkauf bei Kleinanzeigen.

#2 feste Plätze und animieren feste Plätze „aufzusuchen“

Es klingt so einfach, dass es schon wieder genial ist. Ich habe angefangen unseren ganzen Sachen feste Plätze zu geben – verbindliche Ablagen. Im Kinderzimmer nutze ich bewusst offene Regale und Kisten, die das Verräumen erleichtern. Die Sachen kommen immer wieder genau an diesen Platz. Es hat nicht nur den Vorteil, dass sie die Kinder selbständig zurecht finden, sondern, dass sie auch genau wissen, wo etwas hinkommt. Wenn wir dann etwas gespielt haben oder sie alleine spielen, kann ich ihnen durch ein „Räumst du es gleich wieder auf seinen Platz zurück?“ oft entlocken, dass das abgeschlossene Spielzeug direkt wieder dorthin zurück kehrt, wo es entnommen wurde. Auch in unserer Küche nutze ich diese festen Plätze beispielsweise in den Schubladen der Kinder.

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#3 Routine tut gut

Im Kindergarten räumen sie aber immer auf. Da klappt das doch auch! Ja, das kenne ich und ich muss gestehen, dass ich oft darüber gegrübelt habe, warum es in der Kita so gut funktioniert. Die Antwort liegt wohl irgendwo zwischen Gruppendynamik und Routine. Im Kindergarten wird das Aufräumen als fester Bestandteil im Tagesablauf häufig zu festen Zeiten zelebriert, meist vor dem Essen oder Schlafengehen. Schon die Kleinsten helfen mit und wissen, dass es einfach dazu gehört. Diese Beobachtung mache ich mir zur Nutze. Immer sonntags gegen 16:00 Uhr widme ich mich dem Kinderzimmer. Die Kinder wissen das zu gut und besonders der Große verräumt sein gebautes Lego dann häufig schon im Vorfeld. Auch bleibt das Aufräummuster immer das Selbe. Wir beginnen im Spielbereich und arbeiten uns von der einen Seite auf die Andere.

#4 Lernen durch Motivation

Wie lernst du am besten? Wann begeisterst du dich für etwas? Wann bist du aufnahmebereit? Genau, wenn es Spaß macht. Ich bin kein Fan von Lob und überschwänglichem Bienchen verteilen, weil das Kind etwas verrichtet, dass alltäglich ist. Aber man kann durchaus für Motivation beim Aufräumen sorgen, z. B. durch tolle Kindermusik, tolle Stimmung oder das eine oder andere Aufräumspiel. Folgende Spiele sind hier gerne gesehen:

  • Wer findet es? (Wer findet das gelbe Auto und weiß wo es hingehört?)
  • Wer schafft das Meiste (Mit Eieruhr wird die Zeit gestoppt)
  • Mengenspiele (Räume 5 Teile der Eisenbahnstrecke auf)

Genauso motiviert es die Kinder, wenn sie sich selbst eine Tätigkeit heraussuchen können oder ich sie zwischen zwei Sachen entscheiden lasse (je nach Alter). Es ist dann auch völlig okay, wenn ich bspw. das Lego in die Kiste werfe, während der Große den Schreibtisch aufräumt und abwischt und der Mittlere die Stifte einsortiert.

#5 Bedürfnisse und Können des Kindes beachten

Der Große dekoriert gerne. Also mach ich mir das zu Nutze indem ich ihm sagen: „Würdest du den Schreibtisch aufräumen und gleich so dekorieren, wie es dir gefällt?“ Er ist dann voller Tatendrang. Er richtet dann die Stiftebecher an und stellt ein Foto auf das Tischlein und ist glücklich. Auch wenn er manchmal für meinen Geschmack etwas über die Stränge schlägt, lasse ich ihm seinen Spaß, denn der Wille zählt. Es gibt keinen Pauschalschlüssel, da jedes Kind anders ist. So räumt der eine niemals länger als 10 Minuten auf und der andere versinkt gänzlich in seiner Tätigkeit. Ich musste lernen mehr Geduld zu haben und die Kinder mit meiner Erwartung nicht zu überfordern. Gerade die Sache mit den genauen Anweisungen fiel mir schwer. Mit „Räum die Autos auf“, schien ich den Mittleren einfach zu überrollen. Es klappt deutlich besser, wenn ich ihm sage „Räume die Autos vom Tisch in die Kiste“ und dann entsprechend zeige.

#6 mit gutem Beispiel voran gehen

Mit meinem letzten Punkt schließt sich der Kreis. Meiner Meinung nach kann es nur klappen, wenn ich mit gutem Beispiel vorangehe und zeige, dass Aufräumen nicht weh tut. Sicher ist es nicht das Schönste, aber es reicht doch, wenn meine Kinder sehen, dass ich es von mir heraus tue und nicht, weil mich jemand dazu zwingt. Sie sehen, dass man Dinge, die einem wichtig sind selbst in die Hand nimmt und sie lernen dabei, dass es dazu gehört.

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und wie läuft es nun hier?

Wir haben vor längerer Zeit einen Ausmistmarathon hinter uns. Inzwischen ist das Kinderzimmer so optimiert, dass es gar nicht mehr so aussehen kann, wie es früher noch häufig der Fall war. Jeden Sonntag räume ich das Zimmer auf. Ich lade meine Kinder zum Helfen ein, indem ich sie bitte mir zur Hand zu gehen: „Würdest du das Lego vom Tisch sortieren, damit ich weiß, was stehen bleiben kann?“. Ernte ich ein Nein, kann ich versuchen einen Kompromiss zu finden. Vielleicht klappt es später oder ich mache mich einfach alleine ans Werk und räume so auf, wie ich es schön finde.

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Nun bin ich aber gespannt. Wie seht ihr das Thema Aufräumen. Wie setzt ihr es um?

Sabrina