Selten habe ich einen Themenwunsch so oft erhalten wie den, dass ich doch einmal etwas zum Thema Schwiegermütter schreiben sollte. Lange habe ich gerudert und überlegt, wie und ob ich einen solchen Artikel überhaupt veröffentlichen möchte. Fakt ist: Es geht hier auch für mich um ein recht privates Thema, das mich selbst manchmal beschäftigt und hin und wieder ins Wanken bringt. Wie du weißt, möchte ich keine Friede-Freude-Eierkuchen-Texte verfassen, aber ich wollte mich auch nicht selbst auf den heißen Stuhl setzen… 😉 Sicher ist eines: wir alle werden selbst einmal (im Optimalfall) Schwiegereltern werden.

schwiegermutter warum wir in ihr eine Bedrohung sehen

Daher habe ich die für mich einzig richtige Entscheidung getroffen: Ich habe mir Unterstützung für dieses heikle Thema geholt und die Psychotherapeutin Dr. Judith Gastner eingeladen, die in ihrer Praxis tagtäglich mit Menschen in verzwickten Beziehungssituationen zu tun hat. Das Thema Spannungen mit den Schwiegereltern bzw. Eltern sei „für viele Familien ein anstrengender Dauerbrenner“, sagt sie. „Aber oft muss nur an ein paar Stellschrauben gedreht werden, damit Begegnungen nicht mehr als stressig empfunden werden.“

Zusammen mit Prof. Dr. Ludwig Schindler hat sie das Online-Programm PaarBalance (www.paarbalance.de)* entwickelt, das Paaren dabei hilft, solche und andere Herausforderungen in ihrer Partnerschaft zu bewältigen.

Weil es zu diesem Thema jede Menge zu sagen gibt, haben wir das Interview zweigeteilt und Fragen aufgegriffen, die sich viele Frauen in Bezug auf das Thema Schwiegertiger stellen. Im ersten Teil und damit heute möchten wir klären, warum überhaupt die Konstellation Schwiegermütter – Schwiegertöchter – Söhne – Enkel in so vielen Familien irgendwie kompliziert ist.

familie paar (1)

Wie kommt es eigentlich, dass das Verhältnis zwischen Frauen und Schwiegermüttern oft so angespannt ist?

Dr. Judith Gastner: „Da muss ich erst einmal ein bisschen ausholen: Wir Eltern wollen ja alle, dass es unseren Kindern gut geht – und haben seit deren Geburt (bzw. schon während der Schwangerschaft) eine ganze Menge dafür getan.

Keiner kennt das eigene Kind so gut wie die Eltern – in der Regel vor allem die Mütter, die in den ersten Monaten die meiste Zeit mit dem Frischling verbringen. Alle Mamas (und natürlich Papas) versuchen, jeden Mucks ihres Babys richtig zu deuten und die Bedürfnisse des geliebten Wesens bestmöglich zu stillen.     

Das Baby wird zum Kleinkind, krabbelt, läuft, fängt an zu sprechen. Der Außenstehende hört: „Wäh brabbel jak möle!“. Die Mutter antwortet souverän: „Na klar kannst Du Dich in Deine Höhle legen, wenn Du nicht mehr herumkrabbeln willst.“  

Die Eltern kapieren einfach am schnellsten, was ihr Kind will, und können meist auch am besten einschätzen, was es in welcher Situation braucht.

Aus den Kleinkindern werden Kindergartenkinder. Schulkinder. Erwachsene.
Und die meisten Eltern – v.a. Mütter – machen sich nach wie vor viele Gedanken darüber, was ihrem Schatz gut tun würde und was er brauchen könnte zum Glücklich sein.

Oft auch dann noch, wenn das Kind gerade seinen 34. Geburtstag gefeiert hat, vor 15 Jahren ausgezogen ist, seit mehr als einem Jahrzehnt berufstätig ist und selbst ein Kind hat. Ganz zufällig… unser Partner ist.  

Schwiegermütter sind also in erster Linie auch nur Mütter, die (noch immer) „nur das Beste“ für ihr Kind wollen. In diesem Sinne sitzen wir also in einem Boot.“

ABER…

Dr. Judith Gastner: „Jetzt allerdings kommt das „Aber“: Mütter sind in den allermeisten Fällen nicht mehr die Hauptbezugspersonen, die ihren Burschen als einzige so richtig gut kennen. Der erwachsen gewordene Sohn hat womöglich ein paar Verhaltensmuster und Vorstellungen vom Leben, von denen die Mutter nicht mehr viel weiß und sich zudem vielleicht noch eine Partnerin ausgesucht, die total anders ist als Mama.

Und diese Partnerin (also wir!) hat selbst ein Gespür dafür, was sich im Leben gut anfühlt und was nicht. Und kennt auch ihren Mann vermutlich recht genau…

Auch wenn die (Schwieger-)Mutter ihrem Buben vor 30 Jahren am nächsten gestanden haben mag: der Kerl ist mittlerweise groß und WIR verbringen die meiste Zeit mit ihm.

Das ist oft der Hintergrund dafür, dass ein Gefühl von Konkurrenz und Anspannung in der Luft liegt.“

babybauchbilder selber machen Schwangerschaftsshooting (6)

Warum besteht die Gefahr, dass sich diese Spannung verschärft, wenn Kinder da sind?

Dr. Judith Gastner: „Das Absurde: Manchmal kommt bei diesem Thema schon Sand ins Getriebe, noch bevor überhaupt ein Enkelkind auf der Welt ist. Zum Beispiel dann, wenn sich die Schwiegereltern in die Familienplanung einmischen:

  • „Wartet mal noch ein paar Jahre mit dem Kinderkriegen!“ oder umgekehrt
  • „Jetzt wird’s aber höchste Zeit, dass Ihr uns endlich zu Großeltern macht!“ oder
  • „Zwei Kinder sind doch genug! Ein drittes braucht es nun wirklich nicht mehr!“

Oder wenn unsere Freude über die aufregende Nachricht nicht geteilt wird:

  • „Ach Du meine Güte! Ausgerechnet jetzt?! Das passt doch nun wirklich nicht in Eure Lebensplanung!“ oder
  • „Unglaublich! Du (Schwiegertochter) kriegst ein Kind nach dem anderen. Und bei Laura (leibliche Tochter) klappt es schon seit Jahren nicht mit dem Schwanger werden. Das Leben ist doch wirklich nicht fair!“ oder
  • „Oh je! Noch ein Enkelkind. Dem fühlen wir uns als Großeltern nicht mehr gewachsen…“

Solche Sätze sitzen. Und können erst mal schwer verdaut und noch schwerer vergessen werden. Weil sie uns werdende Mütter bzw. Frauen mit Wunsch nach Selbstbestimmung an einem ganz empfindlichen Punkt treffen. Und einen Bereich berühren, an dem wir sehr verletzlich sind.

Und doch ist es für den eigenen Seelenfrieden wichtig, solche unsensiblen Sätze irgendwann zu vergeben und quasi wegzupacken und den Deckel zuzumachen.

Denn selbst solche Spitzen sind in den seltensten Fällen gezielt gegen uns gerichtet gewesen. Keine Schwiegermutter überlegt sich vor einem Treffen: „Wie könnte ich meine Schwiegertochter denn heute am allerfiesesten fertig machen… Ah ja! Beim Thema Kinderkriegen werde ich sie nachher so richtig schön tief verletzen…“  

Vielmehr war derjenige, der solche Aussagen herausschleudert (z.B. Schwiegermutter oder Schwiegervater), im Moment des Redens offenbar (noch) nicht imstande, sich in den anderen (Schwiegertochter oder Sohn) hineinzuversetzen, sondern hatte erst einmal mit eigenen Sorgen und Bedenken zu kämpfen.“

eigene Ängste und Gefühle…

Dr. Judith Gastner: „Wenn beispielweise die Schwiegereltern mit dem Älterwerden hadern, kann – mit etwas Abstand – ihre unsensible erste Reaktion beim Thema „Noch ein Kind“ vielleicht nachvollzogen werden:

Je mehr Enkel -> desto mehr Konfrontation mit dem eigenen Gefühl des Überfordert seins und der schwindenden Kräfte -> desto größer die Angst, bei der Betreuung der Enkelkinder nicht mehr tatkräftig unterstützen zu können -> desto schmerzlicher die Wahrnehmung, alt zu werden.   

Oder: Je stärker Schwiegermutters eigener Wunsch in jungen Jahren, die Welt zu bereisen (was wegen der eigenen frühen Familiengründung dann vielleicht nie geklappt hat) -> desto größer der Auftrag an das junge Paar, gefälligst erst einmal viele tolle Reisen zu machen, bevor es ans Kinderkriegen geht.

Oder: Je länger die eigene Tochter ungewollt kinderlos ist -> desto stärker der (schwiegermütterliche) Wunsch, alle für ihre Tochter frustrierenden Nachrichten abzuschirmen und -> desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Schwiegermama nicht sofort jubiliert über die tolle Neuigkeit. 

Wenn die Enkelkinder dann erst einmal da sind, möchten Schwiegermütter ihre Lebens- und Erziehungserfahrung noch einmal mit einbringen. Nach wie vor wollen sie „nur das Beste“ für ihren Sohn – und ganz bestimmt auch für dessen Kinder, also die Enkel. Aber diese Enkel sind nun mal (auch – bzw. in erster Linie) die Kinder der Schwiegertochter.

Und „das Beste“ der Schwiegermutter ist nun mal nicht automatisch „das Beste“ für die Schwiegertochter und deren Kinder…

Mütter (und natürlich auch Väter) von kleinen Kindern sind, wie bereits gesagt, besonders sensibel dafür, wie andere Menschen mit ihrem Sprössling umgehen. Und diesmal wissen nun mal WIR am besten, was für unseren Liebling gut ist und was nicht.

Die Vorstellungen von einem angemessenen Umgang mit Kindern, die unsere Schwiegermutter vor 30 Jahren hatte und vielleicht noch heute vertritt, können deutlich von unseren eigenen abweichen. Da können Welten aufeinanderprallen.

Wenn junge Mütter von ihren Schwiegermüttern ungefragt Ratschläge bekommen oder sich Kommentare über ihren Umgang mit den Kindern oder ihre Rituale als Familie anhören müssen (egal wie „gut gemeint“ sie auch sein mögen), ist es nicht immer einfach, „geschmeidig“ zu bleiben…

Da stehen einfach zwei Generationen von Löwenmüttern einander gegenüber.“

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 Was kann der Partner tun, wenn er sozusagen zwischen den Stühlen sitzt und keine Partei ergreifen möchte (vielleicht ja auch zu Recht)?

Dr. Judith Gastner „Komplett raushalten geht meistens nicht. Das erwachsene leibliche Kind hat eine vermittelnde Funktion. Er sollte einerseits die Loyalität zu seiner Partnerin halten und das auch bei mäkeligen (Schwieger-) Mutter-Aussagen und Grenzüberschreitungen signalisieren, z.B.: „Mama, danke für Deinen Hinweis. Wir wissen ja, dass Du Dir viele Gedanken machst und es nur gut meinst. Aber Du kannst Dir sicher sein: Wir haben uns in Ruhe miteinander überlegt, warum wir das momentan genau so machen, wie wir’s gerade tun.“

Dabei sollte auch die Schwiegermutter möglichst „erhobenen Hauptes“ aus einer angespannten Situation hervorgehen können und sich ihrerseits nicht allzu sehr vor den Kopf gestoßen und verbal „abgewatscht“ fühlen. Wir könnten also z.B. hinzufügen: „Wenn wir uns mit irgendetwas unsicher fühlen und Euch dann um Rat fragen dürfen: Prima! Momentan passt aber zum Glück alles soweit…“

Das kann sonst schnell zu einem Teufelskreis aus weiteren Missverständnissen und Verletzungen führen. 

Generell sollte der Sohn seine Partnerin in Richtung Toleranz und Wertschätzung stützen: „Come on. Lassen wir meine Mutter sein, wie sie ist. Wir werden sie vermutlich nicht mehr ändern können… Das Wichtigste ist doch: Wir beide wissen, dass wir‘s insgesamt gut machen und warum wir was entschieden haben …“ 

 

Belastet das Thema Schwiegereltern auch deine Beziehung? Oder gibt es in deiner Partnerschaft andere nervige Dauerbrenner, die du endlich aus der Welt schaffen willst?

Dann kann ich dir das interaktive Online-Programm PaarBalance* von Judith nur ans Herz legen: Es wurde nämlich genau für Leute gemacht, die (wieder) glücklicher in ihrer Beziehung sein möchten, im Alltag nicht viel Zeit haben und trotzdem etwas Hilfreiches für ihre Liebe brauchen. Man wird da abgeholt, wo man gerade steht, und es passiert zum Glück auch dann viel Gutes, wenn nur einer von beiden mit dem Coaching loslegt.

Zu jedem Beziehungsthema gibt’s:

  • ein Info-Video mit einem Cartoon-Pärchen (oft zum Schmunzeln…)
  • persönliches Training
  • hilfreiche Tipps für den Paaralltag

Wenn du willst, kannst du dir aber auch erst mal einfach nur (gratis) dein Beziehungsprofil erstellen lassen (Stärken-Schwächen-Analyse -> siehe unter „Beziehungstest“). Am besten schaust du dich einfach selbst ein bisschen auf der Seite um: www.paarbalance.de *Dort gibt es Ausschnitte aus Themenvideos, Erfahrungsberichte, Videotour u.a.m.

Viel Spaß beim Stöbern!

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